Karl Blecha war schon als Innenminister eine Wucht. Jetzt, als Chef des SPÖ-Pensionistenverbandes, hat er den Stein der Wirtschaftsweisen gefunden: den Hudri-Wudri-Weg zur sofortigen und nachhaltigen Beseitigung aller Budgetsorgen. Und das geht so:
Bekanntlich steigen die Zuschüsse, die der Staat an das Pensionssystem leisten muss, ins Aschgraue. Jahr für Jahr müssen dafür steigende zweistellige Milliardenbeträge aus dem Budget ausgegeben werden. Nun begab es sich, dass der für heuer vorgesehene Betrag etwas zu hoch angesetzt war. Der Pensionszuschuss steigt auch heuer rasant an, aber um 300 Millionen Euro weniger, als budgetiert war.
Hier setzt nun Blechas genialer Schachzug zur Budgetsanierung an: Er gab bekannt, dass die Pensionen heuer um 300 Millionen Euro "weniger kosten" und dass der Finanzminister diese 300 Millionen Euro somit "rücküberwiesen" bekomme. Weshalb, so fordert Blecha, mit diesem Geld nun Vergünstigungen für Pensionisten finanziert werden können.
Ist das nicht genial? Einfach dadurch, dass eine Ausgabe im Budget zu hoch veranschlagt war, wurden 300 Millionen Euro aus dem Nichts erschaffen - in einer Art pekuniärer Urzeugung - und können nun für Sozialleistungen verwendet werden!
Finanzminister Hans Jörg Schelling wird das mit roten Ohren lesen. Denn damit ist die Erreichung des Nulldefizits ein Kinderspiel. Weil warum nur 300 Millionen Euro erschaffen, warum nicht drei Milliarden? Oder fünf? Oder zehn? Schelling braucht im nächsten Budget bloß statt der tatsächlichen Pensionskosten von, sagen wir, zehn Milliarden Euro eine Summe von 20 Milliarden einzutragen, und schon bekommt er nach Blecha Riese zehn Milliarden "rücküberwiesen".
Damit ist das Nulldefizit im Handumdrehen erreicht. Und wenn wir statt zehn Milliarden gleich 300 Milliarden Euro Pensionskosten budgetieren, bekommen wir sogar 290 Milliarden "rücküberwiesen". Damit können wir alle unsere Schulden abbauen!
Eine ähnlich geniale Methode, seine Schulden loszuwerden, entwickelte übrigens im 16. Jahrhundert ein anderer Realsatiriker, François Rabelais. Als er bei einer Reise durch Frankreich seinen Herbergswirt nicht bezahlen konnte, stellte er auf den Wirtshaustisch gut sichtbar drei Säckchen mit der Aufschrift "Gift für den König, die Königin und den Kronprinzen". Sofort wurde er als mutmaßlicher Attentäter verhaftet, nach Paris gebracht und vor den König gezerrt. Ihm erklärte Rabelais seine List, der König lachte und setzte den Schriftsteller auf freien Fuß. Das Opfer der Geschichte, der Wirt, wartet bis heute auf sein Geld. Aber so ist das halt bei den Finanzsatirikern.