Bei keiner Gelegenheit wird so viel gelogen wie nach einer Jagd, während eines Krieges und vor einer Wahl. Sagte Bismarck. Und bei keinem Anlass gibt es so viele "Unregelmäßigkeiten" wie beim Schnapsen, bei der Angabe des eigenen Körpergewichts und bei Bundespräsidenten-Stichwahlen in Österreich.
Warum heißt es eigentlich Stichwahl? Asterix-Leser wissen mehr. Im Band "Der Kampf der Häuptlinge" lernt man, dass gallische Häuptlinge, deren Zweikampf mit der Waffe unentschieden ausging, einander am Ende stachelige Strohballen an den Kopf werfen. Das ist die sogenannte Stichwahl.
Dem Band "Asterix auf Korsika" wiederum ist die korsische Spielart des fälschungssicheren Wählens zu entnehmen: Die Wahlurnen werden schon vor dem Wahltag gefüllt, berichtet der korsische Freiheitskämpfer Osolemirnix den staunenden Asterix und Obelix. Und Idefix! Dann werden die Urnen ungeöffnet ins Meer geworfen und es gewinnt der Stärkere. So ist das auf Korsika. In Österreich, wo gerade über eine Reform der Briefwahl nachgedacht wird, scheidet diese Lösungsmöglichkeit leider aus. Wir haben ja kein Meer.
Dafür beschäftigt uns gerade eine andere Reform, die sehr lohnend zu werden verspricht: jene der Feiertage. Wenn alles gut geht, wird der Karfreitag bald zum Feiertag reformiert, womit das Osterwochenende schon eine ansehnliche, kurzurlaubsverdächtige Länge gewönne. Dann könnte man sich die Reform des Gründonnerstags vornehmen. Und wie heißt eigentlich der Mittwoch davor?
Auch Reformkaiser Joseph II. hatte seinerzeit die Feiertage auf der Reformagenda, auch wenn das damals vermutlich noch anders hieß. Jedenfalls ärgerte es den Kaiser, dass jede Gemeinde ihren eigenen Kirtag feierte, zu dem die Bauern aus der ganzen Umgebung herbeiströmten, sodass im weiten Umland dann auf Tage hinaus die Arbeit ruhte, weil alle ihren Rausch ausschlafen mussten.
Um Abhilfe zu schaffen, ordnete Joseph II. an, alle Kirtage des Landes an einem einzigen Termin im Spätherbst zu konzentrieren, an dem die Landwirtschaft ohnehin ruhte. Der Erfolg dieser sinnreichen Reform war ein durchschlagender: Fortan feierten die Bauern begeistert die "Kaiserkirchweih". Und ihren gewohnten Kirtag feierten sie natürlich auch.
Apropos Kaiser: Kaisers Geburtstag, der 18. August, war während Franz Josephs langer Regierungszeit zwar der zentrale Festtag der Donaumonarchie, aber kein gesetzlicher Feiertag. Ein Fehler. Man könnte sich gut vorstellen, dass Bundespräsidents Geburtstag zum Feiertag erhoben wird. Das wäre der 18. Jänner (Alexander Van der Bellen). Oder der 2. März (Norbert Hofer). Oder sicherheitshalber beide.