Demnächst bekommen wir einen neuen Bundespräsidenten. Das ist immer wieder einmal der Fall, und zwar nicht nur bei uns, sondern auch anderswo.
In Deutschland zum Beispiel trat 1994 Roman Herzog das hohe Amt an und wurde in einem seiner ersten Interviews gefragt, warum er denn verbal so zugeknöpft sei. Der Bayer gab darauf eine Antwort, die ihn nach hiesiger, höchstpersönlicher Meinung unmittelbar in den politischen Olymp beförderte. Er sagte nämlich: "Bei der Interview-Politik geht es einem wie dem Hund am Anfang der Allee. Der verausgabt sich auch nicht am ersten Baum."
Ganz ehrlich: Das Gesicht des solcherart beauskunfteten Journalisten hätte man wirklich gerne gesehen.
Herzog sprach auch sonst große Worte gelassen aus, und mit der Zeit füllten seine denkwürdigen Aussprüche ganze Sammlungen. Man könnte geradezu von Herzogismen sprechen, in Anlehnung an die Sprüchesammlungen des englischen Prinzgemahls Philip, die unter dem Namen Philipismen zu Recht einen legendären Ruf genießen.
Kostproben gefällig? Als man Prinz Philip die Pläne dafür vorstellte, die britische Küste ausgerechnet auf der Hauptroute der Zugvögel mit Windrädern zu bestücken, erkundigte er sich: "Fliegen die Enten dann in Scheiben zu uns zurück?" Bei einem Dinner von Tierschützern fragte er eine Anwesende interessiert: "Sie tragen keine Nerzunterwäsche, oder?" Und berühmt wurde seine streng sachliche Frage an den Fahrlehrer einer schottischen Gemeinde, von dem Philip folgende Auskunft begehrte: "Wie halten Sie die Eingeborenen hier lange genug vom Saufen ab, damit sie die Fahrprüfung bestehen?"
Prinz Philip. Der Gott der politischen Unkorrektheit schenke ihm ein langes Leben! Begonnen hatte er seine Karriere als Aussprecher des Unaussprechlichen übrigens schon ganz am Beginn seines Berufs als Prinzgemahl der englischen Königin. Kaum getraut, vertraute er Bekannten an: "Meine Frau lässt mich kaum noch aus dem Bett."
Woran sich die Frage schließt, warum wir in Österreich das nicht haben. Warum werden wir mit einem Politsprech abgeschasselt, der alles verbergen und nichts mitteilen will? Warum müssen wir uns Politiker anhören, die "davon ausgehen" statt eine klare Meinung zu äußern? Bitte ein Alzerl Prinz Philip und eine Prise Roman Herzog!
Apropos Herzog. Als er 1994 die deutsche Botschaft in Budapest besuchte und dort auf die Kleinheit der Räume hingewiesen wurde, stellte Roman Herzog fest: "Darauf kommt's nicht immer an. Ein preußischer Minister hat der Ehefrau eines Professors, die bei ihm ein größeres Dienstzimmer für ihren Mann erbat, geantwortet: ,Das ist wie mit Kanarienvögeln - je größer der Käfig, desto weniger singen sie.'"
So gesehen trifft es sich gut, dass das Dienstzimmer unseres Bundespräsidenten recht knapp bemessen ist. Bis man zu seinem Büro in der Hofburg kommt, muss man zwar gefühlte zwei Kilometer roten Samtteppich abschreiten, der Raum selbst - schließlich war es das Arbeitszimmer des bescheidenen Joseph II. - ist aber nicht übermäßig groß. Vielleicht geht es dem nächsten Bundespräsidenten also wie den Kanarienvögeln und er wird durch die Enge des Raumes zu Höchstleistungen angespornt.
Joseph II. jedenfalls scheint verbal recht leistungsfähig gewesen zu sein. In den Gängen der Hofburg soll er einmal einen Bedienten angetroffen haben, der unter seinem Rock verborgen einen Fisch aus der Hofküche davontrug. Der entwendete Fisch war so groß, dass er unter dem Rocksaum hervorlugte, woraufhin der Kaiser dem Lakaien den wohlmeinenden Ratschlag gab: "Ein anderes Mal trage Er entweder einen längeren Rock oder einen kürzeren Fisch."
Hätte von Prinz Philip sein können.