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Sparen bei den Zebra-Kosten

Der Spruch der Woche kam diesmal vom Bundeskanzler persönlich: "Wir müssen hart sparen, brauchen aber kein neues Sparpaket." Das heißt, die Steuererhöhungen kommen diesmal unverpackt.

Alexander Purger

Das mit den Sparpaketen ist eh so ein neumodisches Zeug. Früher sparte man etwas ein oder erfand eine neue Steuer und fertig. Ohne jedes Sparpaket-Brimborium.

Kaiser Joseph II. zum Beispiel faselte nicht lang von "Kürzung der Ermessensausgaben", als man ihm seinerzeit den Vorschlag unterbreitete, für Schönbrunn um 800 Dukaten ein Zebra anzukaufen. Joseph II. schnürte kein ausgabenseitiges Sparpaket, wie man heute sagen würde, sondern schrieb einfach an den Rand des
Akts: "Ich weiß zwar nicht genau, was ein Zebra eigentlich ist, aber 800 Dukaten sind zu viel dafür." Punkt.

Auch sonst war der Reformkaiser ein großer Sparmeister. Um der damaligen Energieknappheit Herr zu werden, setzte er auf den Brennwert von Holz (erneuerbarer Energieträger!) und verbot daher kurzerhand die Herstellung von Holzschuhen.

Aus demselben Grund untersagte er das Aufstellen von Maibäumen, und schließlich kam er auf die berühmte Idee mit dem Sparsarg: Der Tote durfte nicht mehr mitsamt Holzkiste in die Grube gesenkt werden, vielmehr sollte der Sarg sich beim
Begräbnis mittels Bodenklappe seines betrüblichen Inhalts entledigen und danach für eine oftmalige Wiederverwendung zur Verfügung stehen. Nicht ungenial gedacht.

Doch wie es heutigen Belastungspaket-Schnürern auch ergeht, schlug Joseph II. Widerstand entgegen. Das mit dem Sparsarg musste er zurücknehmen, die Maibäume stehen auch längst wieder. Nur
das Holzschlapfen-Verbot hat sich durchgesetzt, wie man an der neonfarbenen Plastikschlapfitis sieht.

Eine Sparidee schlug dem Kaiser ins Gegenteil aus. Er ärgerte sich nämlich darüber, dass jede Gemeinde ihren eigenen Kirtag feierte, zu dem auch alle Bauern aus der Umgebung herbeiströmten, sodass in der ganzen Gegend auf Tage hinaus die Arbeit ruhte. Joseph II. kam daher auf eine Idee, die uns auch heute nicht unbekannt vorkommt: die Abschaffung der Feiertage.

Er ordnete an, dass alle Kirtage des Landes an einem einzigen Tag im Spätherbst gefeiert werden müssten, an dem die Landwirtschaft ohnehin ruhte. Der Effekt dieser sinnreichen Reform war etwas überraschend: Die Bauern feierten fortan begeistert die "Kaiserkirchweih". Und alle bisherigen Kirtage feierten sie auch.

Mehr Erfolg beim Sparen hatte ein entfernter Amtsvorgänger von Joseph II., nämlich Herzog Rudolf der Stifter. Für seine kostspieligen Projekte brauchte er ständig Geld, und so führte er 1359 eine neue Steuer ein (heute würde man von einem einnahmenseitigen Sparpaket sprechen). Diese neue Belastung hörte auf den passenden Namen "Ungeld". Es handelte sich um eine zehnprozentige Abgabe auf ausgeschenkten Wein, also um eine indirekte Steuer, wie sie auch heute sehr beliebt ist.

Für den Staat eingehoben wurde sie von den Wirten. Diese wussten sich aber zu helfen: Statt den Weinpreis um zehn
Prozent zu erhöhen, was womöglich ihr Geschäft beeinträchtigt hätte, verkleinerten sie einfach das zur Weinausschank verwendete Maß still und heimlich um zehn Prozent.

Auf indirekte Steuern, die andere für sie einheben müssen, setzt auch unsere heutige Regierung. Etwa mit der Bankenabgabe. Wie seinerzeit die Wirte haben nun auch die Banken die Wahl, ob sie die Spesen
erhöhen oder ihre Leistungen reduzieren.
So oder so: Im Endeffekt zahlen das
Ungeld wir.

Was wäre die Alternative, um das Budget in Ordnung zu bringen? Ganz einfach: Sparsam sein statt Geld verbrennen. So, wie es Baron Rothschild einst in Paris vormachte. Als ihm beim Kartenspielen einmal ein Kreuzer hinunterfiel, verschwand der sagenhaft reiche Mann sofort unter dem Tisch, um die Münze zu suchen. Ein anwesender Fürst fand das lächerlich, steckte einen Hunderter in Brand und fragte spöttisch, ob er Rothschild bei der Suche leuchten dürfe.

Und das Ende der Geschichte: Das Fürstengeschlecht ist längst ausgestorben. Die Rothschilds sind immer noch reich.