Haben Sie schon die gute Nachricht gehört? In Myanmar wurde ein weißer Elefant gefangen. Das ist insofern ein Traum, als weiße Elefanten in Asien als untrügliches Vorzeichen für politischen Fortschritt, Glück und Wohlstand gelten. Und da Myanmar gerade vor einer Parlamentswahl steht, sind dort jetzt alle in froher Erwartung.
Wie glücklich können wir uns da erst in Österreich schätzen. Bei uns kann man, wenn man will, in den Ministerien oder im ORF nicht einen, sondern derart viele weiße Elefanten fangen, dass wir vor lauter politischem Fortschritt, Glück und Wohlstand gar nicht mehr ein noch aus wissen. Nach dem Myanmar'schen Elefantenorakel sehen wir einer so unfassbar strahlenden Zukunft entgegen, dass die Bundesregierung dringend Gratis-Sonnenbrillen für sozial Schwache einführen sollte.
Überhaupt: Ein Hoch auf unsere Bundesregierung! Wie der Elefant im Problemladen benimmt sie sich derzeit. Alle Schwierigkeiten werden von ihr mit elefantöser Kraft aus dem Weg geräumt, und durch die Steuerreform werden nun Milch und Honig in unserem völlig zu Unrecht wenig gelobten Land fließen. Ganz großes Tröööt!
Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass Elefantenherden auch nach hinten losgehen können. Das musste einst schon König Pyrrhus von Epirus erfahren, der um 280 vor Christus zwei große Schlachten gegen die Römer schlug. Die erste gewann er dank seiner Kriegselefanten, die für Panik unter den römischen Legionären sorgten. Bis zur zweiten Schlacht hatten die Römer freilich gelernt, wie sie die Elefanten in Pyrrhus' Reihen zurückscheuchen konnten, wo diese dann die eigenen Soldaten niedertrampelten. Die Folge war eine im Vergleich zum Pyrrhussieg weniger bekannte, dafür umso schmerzhaftere Pyrrhusniederlage.
Aber keine Sorge, das kann in Österreich nicht passieren. Unsere weißen Elefanten sitzen genügsam an ihren Schreibtischen und rücken mit dem Rüssel den Bleistiftspitzer hin und her. Nie kämen sie auf die Idee, auf irgendwem herumzutrampeln.
Und das Bundesheer könnte sich, selbst wenn es wollte, keine Kriegselefanten leisten, weil die Heukosten einfach zu hoch wären. Hingegen setzt das Verteidigungsministerium - man höre und staune - seit neuestem auf Kriegsgiraffen.
Auf der Panzerwiese der Wiener Maria-Theresien-Kaserne gleich hinter dem Schlosspark Schönbrunn steht derzeit ein Trupp Giraffen. Aus Tarnungsgründen wurde die Mär in die Welt gesetzt, es handle sich um die Giraffen des Tiergartens, die nur kurz beim Heer untergestellt wurden, bis der Neubau ihres Hoch-Hauses im Zoo fertig ist. Die Wahrheit ist, dass es sich um eine Geheimwaffe in Giraffenform handelt, wofür allein das tarnnetzartige Fellmuster der Tiere spricht. Als weitere Tarnung besitzt die Giraffenwaffe große, lang bewimperte Augen, die begütigend und friedlich wirken.
Bei Elefanten ist das anders. Wir zitieren aus Brehms Tierleben: "Der Elefant ist ein mächtiges, plumpes, vierschrötiges Tier. Die Augen sind klein und von blödem, aber gutmütigem Ausdrucke."
Weiters schreibt Brehm, dass die Römer die Elefanten nicht nur zu Kriegszwecken, sondern auch zur Volksbelustigung benutzten: "Die Elefanten wurden gelehrt, Buchstaben mit einem Griffel zu zeichnen, auf einem schräg gespannten Seil auf und ab zu gehen, zu viert auf einer Sänfte einen fünften zu tragen, nach dem Takte zu tanzen, von einer prächtig gedeckten Tafel mit aller Beobachtung der feinen Sitte und des Anstands zu speisen etc." Das alles können - ob nun weiß oder nicht - Elefanten!
Und noch etwas steht im Brehm: "Der klügste Elefant pflegt der Herde vorzustehen." Das unterscheidet den Elefanten von uns Menschen.