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Bettlerbanden und politische Kleingeldschnorrer

Die Kriminalisierung von Armut ist schäbig und löst das Problem in keiner Weise.

Der Armut zu begegnen ist nirgendwo angenehm, mitten im Prunk der heimatlichen Festspielstadt ist es besonders irritierend.

Ich versuche mich dabei an einen bekannten Salzburger zu halten, der sagt, dass er nicht jedem Bettler etwas gibt, aber versucht, jedem in die Augen zu schauen.

Dabei bekommt man oft ein "unbezahltes" Lächeln zurück und kann sich schwer vorstellen, es mit gefährlichen Bandenmitgliedern zu tun zu haben, wie es uns manche Scharfmacher und politische Kleingeldschnorrer glauben machen wollen.

Der Begriff Bande kommt aus dem Bereich des organisierten Verbrechens und der Versuch, diese bemitleidenswerten Menschen damit in ein schwerkriminelles Eck zu schieben, ist einfach schäbig.

Glaubt wirklich jemand, Schwerkriminelle würden sich mit Kleingeld begnügen? Die stellen minderjährige Mädchen auf den Straßenstrich in Schallmoos, was die Entrüsteten aber weit weniger stört, weil das ja die Postkartenkulisse nicht beeinträchtigt. Alle Menschen, die sich ernsthaft mit dem Problem beschäftigen, benennen die unvorstellbare Armut vor allem der Kinder in den Heimatländern als Ursache. Und die kann man nur dort bekämpfen.

In Wahrheit ist es ja auch nicht Angst, sondern schlechtes Gewissen, das in uns bohrt und dessen Auslöser wir vertreiben wollen. Wir ahnen nämlich, dass diese Armut unter anderem ein Kollateralschaden einer europäischen Wirtschaftspolitik ist, von der wir Mitteleuropäer, allen voran Investmentbanken und Aktionäre, in den letzten Jahrzehnten profitiert haben.

Es wäre nur billig, nun den Betroffenen in ihren Heimatländern mit von einer Finanztransaktionssteuer finanzierten EU-Programmen gezielt zu helfen.

Denn aus purem Jux kommen sie nicht zu uns.