Am nördlichen Ufer des bekannten Steppensees, wo die Weingärten in Windparks übergehen, zwischen dröhnender Autobahn und leuchtenden Rapsfeldern, steht das Objekt der Begierde von zigtausenden Menschen aus halb Mittel- und Südosteuropa. Glückselig wälzen sie sich durch die zuckerlfarbene Architektur, die die kitschigstmögliche Kulisse einer drittklassigen Pusztaoperette daneben abstrakt aussehen ließe, um die neuesten Kreationen der bei der mittleren Mittelschicht gerade angesagtesten Designer zu erwerben. Die Beute wird sogleich in bunte Säcklein mit Firmenlogos gestopft, die man dann wie Reliquien vor sich herträgt. Man kann das pure Glück der Träger förmlich mit Händen greifen.
Was auffällt: Der Mix aus Nationen, der in anderen Zusammenhängen oft zu Konflikten führt - am Parkplatz stehen Mittelklassewagen aus Österreich, Ungarn, der Slowakei, Deutschland, Kroatien, Bulgarien, Rumänien und Serbien - ist hier freundlich im Konsum vereint. Was noch auffällt: Es sind weit und breit keine Bedürftigen oder Bettler zu sehen, dafür sorgen wahrscheinlich die zahlreichen grimmig-schwarzen Knechte der Security. Und so ist dieser Ort ein Symbol für ein grenzenloses Europa derer, die es sich (noch) leisten können.
Draußen in der Wirklichkeit schaut es anders aus, da kann man die Armen nicht einfach aussperren, obwohl das einige liebend gerne tun würden. Da wird Europa nur dann funktionieren, wenn es neben der wirtschaftlichen eine ebenso starke soziale Dimension entwickelt und wirklich allen eine Perspektive bietet. Die Alternative ist der Zerfall in nationalistische Mittel-, Klein- und Kleinststaaten, mit denen auf der Weltbühne und an den Börsen fröhlich Pingpong gespielt wird.