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Dem Terror nicht in die Karten spielen

Wenn wir aus Angst unsere Grundwerte in Frage stellen, haben die Mörder ihr Ziel erreicht.

Mit den grausamen Anschlägen von Paris zwingen die islamistischen Terroristen nicht nur Frankreich, sondern ganz Europa zu einer Reaktion - und die Gefahr ist groß, dass viele geschockte Europäer nun in die Falle der Mörder und ihrer Hintermänner tappen. Deren Ziel ist es, die Werte, die den Kern unserer Kultur bilden - Freiheit (auch in Bezug auf Meinungsäußerung), Selbstbestimmung und Toleranz - zu untergraben und zu zerstören.

Und wenn wir nun angesichts der brutalen Gewalt diese Werte in Frage stellen, um scheinbar unsere Sicherheit zu gewährleisten, arbeiten wir ihnen in die blutigen Hände. Wir müssen klar aufzeigen, dass diese Werte für uns unantastbar und nicht bezwingbar sind.

Und jene von uns, die nun eine ganze Religion pauschal aburteilen oder als Retter des Abendlandes gemeinsam mit rechtsradikalen Gruppen unreflektiert gegen eine diffuse Islamisierung Europas demonstrieren, müssen sich klar darüber sein, dass sie damit den Scharfmachern (auf beiden Seiten) in die Karten spielen. Der Islamismus ist keine Religion, er ist eine fanatische Bewegung, die Religion als Werkzeug und Waffe missbraucht. Wenn es ihm gelingt, einen Keil des Misstrauens zwischen Muslime und Nicht-Muslime zu treiben und beide Seiten zu radikalisieren, hat er sein Ziel erreicht. Der Graben darf keinesfalls zwischen den Religionen entstehen, sondern er muss klar und unüberwindbar zwischen jenen gezogen werden, die Gewalt und Repression als politisches Mittel kategorisch ablehnen, egal welchen Glaubens sie sind oder auch nicht, und jenen, die dies nicht tun.

Und es bleibt zu hoffen, dass die millionenfachen Bekundungen für Freiheit und Gewaltlosigkeit nicht nur ein Strohfeuer sind.