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Der Willi wird nicht mehr kommen

Heute an dieser Stelle ein kleiner Dank an jene Menschen, die der Natur und der Landschaft ganz still einen großen Dienst erweisen.

Der Willi wird ab heuer nicht mehr kommen, hat er gesagt. Er geht jetzt stark auf den Achtziger zu und irgendwann muss man halt einmal auslassen, auch wenn es schwerfällt. Seine Felder hat er schon verpachtet, die Kühe stehen zwar noch im Stall, werden aber bald abgeholt werden.

Der Willi hat fünfzehn Jahre lang die Wiesen rund um mein Haus gemäht, mit der Sense, weil es dort mit dem Mäher nicht möglich ist, vom Traktor ganz zu schweigen, wegen der Obstbäume und der verwinkelten Hecken. Er hat immer gewartet, bis die Wiesenblumen - Margeriten, Glockenblumen, Bocksbart und viele andere - verblüht waren, lang bevor es eine Förderung dafür gab; wegen der Bienen, der Kräuter im Futter und weil es einfach schön ist. Haben wollte er dafür nie etwas. Wenn ich zu Hause war, bin ich mit einem kleinen Bier zu ihm hinaus und wir haben ein wenig geplauscht, meistens über das Leben und die Veränderungen. Er war immer über die neuesten Entwicklungen informiert, begeistert davon war er selten. Es geht halt alles vom Kleinen zum Großen, meinte er. Solche Fleckerl wie meine Wiese und solche kleinen Nebenerwerbsbauern wie er passen heute nicht mehr in das System. Heute heißt es wachsen oder weichen, das wird schon den Jungbauern so eingetrichtert - mehr Fläche, mehr und größere Maschinen, mehr Chemie, mehr Abhängigkeit von Institutionen und Konzernen. Was das auf lange Sicht für das Bauernleben und die erzeugten Lebensmittel bedeutet, kann man erahnen, was es für die Landschaft bedeutet, wird man bald sehen.Bleibt nur noch, mich zu bedanken; beim Willi und bei allen anderen, die noch kleine Flächen bewirtschaften und so unserer Natur und unserer Landschaft ganz still einen großen Dienst erweisen.