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Heimwerker 2.0

Jede Krise birgt auch eine Chance, wenn man sie geschickt zu nutzen weiß.

Die Lage der Baumärkte war verzweifelt. Jeder Heimwerker besaß schon mindestens drei Exemplare jedes nur denkbaren und undenkbaren Heim- und Gartengeräts und der Trend zum Viertwinkelschleifer wollte sich einfach nicht durchsetzen. Außerdem war mehr als die Hälfte der ehemaligen Kunden aufgrund von Selbstverstümmelung in Heimwerkerinvalidenfrühpension - kurz und ungut: Der Markt war zu hundert Prozent gesättigt. Der Umsatz ging gegen null, da half es auch nicht mehr, dass die Angestellten plötzlich ihre Verstecke zwischen den Regalen verließen, wenn sich ein Kunde näherte, denn es kam keiner mehr. Das Laubbläserverbot hatte der Branche endgültig den Todesstoß versetzt.

Doch dann, während der Verhandlungen um die Übernahme der Essl-Stiftung, hatte der geniale Finanzminister die bahnbrechende Idee. Der Staat kaufte die Kunstsammlung nicht, erlaubte dafür aber den Handel mit den gerade neu eingeführten Gratiszahnspangen in Baumärkten. Das war der Anfang einer beispiellosen Erfolgsstory, denn die trendigen Teenie-Beißkörbe öffneten ein völlig neues, zukunftsträchtiges Marktsegment. Der absolute Quantensprung war dann die Einführung der Zahnspange zur Selbstmontage unter dem Slogan "Großer Schmerz und kleiner Preis" im Frühjahr 2015 sowie die Erweiterung des Sortiments auf Knie- und Hüftgelenke und schließlich die Einrichtung von Do-it-yourself-OP-Boxen in den Folgejahren.

Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, dass man wegen eines neuen Knies einmal ins Spital musste. Als Nebeneffekt bilanzieren die heimischen Krankenkassen nun derart positiv, dass trotz des Hypo-Debakels reichlich Mittel für alle nötigen Investitionen bereitstehen.

Dann wachte Michael Spindelegger auf.