Im Salzburger Lungau hat sich ein ganz besonderer Herbstbrauch erhalten, das sogenannte Kasmandl-Fahren. Die "Kasmandla" sind der Sage nach zwergenhafte Gestalten, die in die verlassenen Almhütten einziehen, sobald die Menschen und das Vieh in der kalten Jahreszeit die Almen verlassen haben.
Die Lungauer Kinder schlüpfen jedes Jahr am Martinitag gut verkleidet in verschiedene vorgegebene Rollen wie Halterbub, Sennerin, Kranzkuh, Stier oder Zwergerl, ziehen (heuer wohl das letzte Mal ohne Registrierkasse) von Haus zu Haus und sagen kurze Sprücherl über sich selbst und das Almleben des vergangenen Jahres auf. Dafür bekommen sie kleine Zuwendungen und große Werschätzung von der Bevölkerung.
Vermutlich aus Mangel an und Sehnsucht nach dieser Wertschätzung (die Zuwendungen können es ganz sicher nicht gewesen sein) ist heuer - zur Überraschung der Einheimischen - auch eine Kasmandl-Gruppe aus Wien angereist, um von Haus zu Haus zu ziehen und ihre selbstgedichteten Sprücherl aufzusagen. Hier eine Auswahl:
I bin da Halterbua, hoaß Werner, s' ruckt jed'n Tag da Wahlsieg ferner!
I bin da Vize Django M., mehr werd' i nimmer werd'n im Leb'n!
I bin de Sendin Mikl Hanni, viele sag'n i hätt' koan Plan nie!
I bin de Kranzkuah Eva G., bleib' allweil auf'm Fleck nur steh'!
I bin da Frank und werd' verlacht, weil i hab' mi zum Esl g'macht.
I bin da Ochs, da Geri Klug, der keine Marsch-Musik vertrug!
I bin da Stier und hoaß H.C, a echter Brüller, 's kennt's mi eh!
Und i, es Zwergerl Basti Kurz, will Kanzler werd'n, sunst is all's schnurz!
