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Die neue österreichische Farbenlehre

Am letzten Sonntag haben die Österreicher ganz fest im politischen Farbtopf umgerührt und den Regierenden ihren Missmut förmlich eingebläut. Das Blaue ist in Zeiten wie diesen halt einfach dankbar, denn man kann es so lange vom Himmel heruntererzählen, bis man sein Wunder damit erlebt. Ob dieses Wunder am Ende dann eher Königsblau, Illusionsblau oder doch wieder Veilchenblau sein wird, muss sich erst herausstellen - wer sich blauäugig Taubenblau bestellt, könnte Stahlblau geliefert bekommen.

Auch Grüntöne sind in unruhigen Zeiten einigermaßen gefragt, denn Grün ist die Farbe der Hoffnung - obwohl die verschiedenen Töne der Grünskala vom urbanen Absinth- und Grasgrün bis hin zum ländlichen Wald-, Wiesen- und Lodengrün halt oft gar nicht recht zusammenpassen wollen, in Kombination mitunter ein galliges Giftgrün ergeben und dann oft als Flaschengrün enden.

Ganz schwer haben es momentan traditionelle Farbtöne. Mattes Kholschwarz wurde zu sattem Pechschwarz und der Wahltag folglich dermaßen rabenschwarz, dass schon bald Blauschwarz wieder Saison haben könnte. Und das gute alte Rot? Was einst stolzes Nelkenrot, später fast Permanentrot und dann wenigstens noch Hennarot war, wurde zum Sonnenuntergangsrot mit schwerem Stich ins Altrosa, Einsprengseln von Wiener Zinnober und dem leicht bläulichen Schimmern eines burgenländischen Zweigelt. Und die gemeinsame großkoalitionäre Mischpalette besteht hauptsächlich aus den schmutzigen Brauntönen von Realitätsverweigerung und gegenseitigen Schuldzuweisungen, die sogar noch von der Nichtfarbe Mausgrau (französisch: gris) bei Weitem überstrahlt wird.

Wie das alles in Zukunft sinnvoll kombiniert werden soll, dürfte noch äußerst spannend werden.