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Die Schildbürger im Taferlwahn

Ein Appell, die optische Umweltverschmutzung wenigstens in der freien Natur zu stoppen.

Viele unserer Ortschaften haben wir schon mit Reklametafeln, Firmenlogos und dergleichen in allen möglichen und unmöglichen Farben, Stilrichtungen und Größen zugepflastert, von den Einkaufswüsten drumherum, die die Ortskerne im Würgegriff haben, ganz zu schweigen. Dort glänzt, glitzert und funkelt es, mittlerweile meist auch digital und in Neon, dass Las Vegas daneben blass aussähe.

Kein Kuhdorf mehr, vor dem nicht eine riesige LED-Fläche ankündigt, dass es zum Beispiel demnächst von den "Original Eisprung Buam" heimgesucht werden wird, da lechzt das gepeinigte Auge förmlich danach, sich in wohltuender Natur zu erholen.

Doch mittlerweile hat sich der Taferlwahn auch dorthin ausgebreitet.

Hunderte von Schildern, von denen nur ein Bruchteil wirklich notwendig wäre, säumen die Rad- und Wanderwege. Und weil diese Verschandelung auch von jemandem finanziert werden muss, prangen daneben noch zahlreiche Firmenlogos, was Fläche und Störungspotential mindestens verdoppelt. An der Kreuzung eines Radwegs mit einem Joggingpfad samt Rastplatz habe ich einmal siebenunddreißig verschiedene Schilder gezählt - ich schwöre! Und dass sich mittlerweile jeder zu geringem Preis riesige, oft selbst am PC "gestaltete" Planen wetterfest bedrucken lassen kann, treibt das Ganze auf die Spitze - die Ergebnisse hängen im schlimmsten Fall als regelrechte Attentate auf den Gesichtssinn in der Botanik herum.

Man kann Gefühl und Geschmack nicht gesetzlich verordnen, deshalb bleibt wohl nur ein flehentlicher Appell an alle wild gewordenen Schildbürger: Stoppt eure optische Umweltverschmutzung wenigstens in freier Natur!

Außerdem: In der ausufernden Taferlflut geht die Wirkung des einzelnen ohnehin völlig unter.