Woran merkt man, dass Semesterschluss ist? Richtig, an der Diskussion über die Schule. Neben den üblichen Geschichten über die armen bzw. überforderten bzw. inkompetenten Schüler bzw. Eltern bzw. Lehrer ist dabei eine Spezies völlig unverzichtbar: die der Schulexperten. Das sind Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, dass sie die pädagogische Weisheit, die sie mit unglaublich großen Löffeln gefressen haben, in Buchform verscherbeln und sich als Schweinchen Schlau des Schulwesens in einschlägigen Talkshows herumtreiben. Was dabei auffällt: Sie tun das seit gefühlten hundert Jahren mit den ewig gleichen Sprüchen vom bösen Frontalunterricht, den 20 Jahre lang verwendeten Arbeitsblättern, veralteten Methoden, und, und, und.
Ich weiß nicht, wo sie ihr unerschöpfliches Fachwissen auffrischen, wahrscheinlich in alten Filmen, den eigenen Büchern oder ausgewählten Retro-Gymnasien, denn in allen Schulen, die ich kenne, hat sich in den letzten zehn Jahren mehr verändert, als in den 150 davor. Es werden ständig neue Unterrichtskonzepte, Unterrichtsmittel, Beurteilungsformen und Medien eingeführt, pädagogische Konferenzen und Fortbildungen sind an der Tagesordnung, manchmal hab ich das Gefühl, dass dabei sogar ziemlich übertrieben wird - über die Schule gejammert und geschimpft wird aber trotzdem.
Und das liegt daran, dass bei uns massenhaft Schüler in falsche Schulformen gezwungen werden und das schulische Lernen an sich von vorne herein als Last und Zumutung dargestellt wird. Diese grundlegenden Konstruktionsfehler unserer Gesellschaft erwähnen die gefeierten Experten aber so gut wie nie, denn sie leben - gemeinsam mit der Nachhilfeindustrie - ausgezeichnet davon.
