Liebe Bundesregierung, liebe Frau Innenminister,
wahrscheinlich haben Sie in einem plötzlichen Anfall von Gedächtnis- oder Realitätsverlust völlig verdrängt, was im letzten Jahr in unserem Land passiert wäre, wenn es bei der Betreuung der Flüchtlinge keine Hilfe von Freiwilligen und Nicht-Regierungs-Organisationen, die diese Freiwilligen koordiniert haben, gegeben hätte, sondern wenn der Staat - also federführend Sie - allein für die Bewältigung dieser Aufgabe zuständig gewesen wäre. Gute Nacht, Österreich!
Und deshalb möchte man meinen, dass sich eine so vor der Entblößung gerettete Regierung diesen Organisationen auf ewig dankbar zeigen und die bestmöglichen Bedingungen bieten möchte - aber weit gefehlt. Nun haben Sie ihnen ein nettes Briefchen geschickt, wonach in Zukunft die Spenden, die ihnen Bürgerinnen und Bürger für ihre Arbeit im Flüchtlingsbereich zukommen haben lassen, von der staatlichen Kostenrückerstattung abgezogen werden sollen. Die überwältigende Mehrheit der Österreicher weiß - im Gegensatz zu Ihnen - nämlich sehr wohl zu schätzen, was die NGOs für das Land geleistet haben und leisten, und sehr viele davon honorieren das mit privaten Spenden. Was würde es aber bedeuten, wenn man diese Spenden von der staatlichen Unterstützung abzöge? Das hieße nichts anderes, als dass meine persönliche Spende dann in Wirklichkeit nicht mehr an die jeweilige Hilfsorganisation ginge, sondern praktisch an den Staat, und folglich keine Spende mehr wäre, sondern eine versteckte Steuer - und Steuern zahlen wir in diesem Land wahrlich schon genug.
Ein Vorschlag: Probiert diesen Schmäh doch zuerst einmal fünf Jahre lang bei Parteispenden aus, dann reden wir weiter.
