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Geschäftsschädigende Musik

Wie sich ein Senderchef quasi selbst die Kündigung nahegelegt hat.

Dass Konsum und Förderung von einheimischen Erzeugnissen den Wirtschaftsstandort stärkt, Arbeitsplätze schafft und die Wertschöpfung im Inland steigert, ist ein wohlfeiles Politiker-Mantra und eine Binsenweisheit zugleich.

Und deshalb möchte man meinen, dass eine öffentliche Institution, die sich unter anderem durch Gebühren finanziert, besonders bemüht ist, inländische Produzenten zu unterstützen. Bis zum Radiosender Ö3 dürfte das allerdings noch nicht durchgedrungen sein.

Der Chef des Senders macht nämlich die, im Vergleich mit anderen Ländern ohnehin sehr geringe Quote von 15% in Österreich produzierter Musik, die ihm zu spielen vorgeschrieben wurde, für den gegenwärtigen Hörerverlust seines Senders verantwortlich und bezeichnete die Vorgabe sogar mehrmals wortwörtlich als geschäftsschädigend. Als Grund führt er das Unvermögen der heimischen Musiker an, für das Publikum "seines" Senders relevant zu sein. Da der betreffende Herr nicht erst seit einem halben Jahr Chef von Ö3 ist, sondern seit 2002, möchte ich ihm Folgendes sagen:

Wenn es ein öffentlich-rechtlicher Flächensender offensichtlich seit Jahren und Jahrzehnten verabsäumt hat, die heimische Musikszene zu fördern und dem Publikum näherzubringen und so die Nachfrage nach österreichischer Musik zu steigern und deren Marktwert und Möglichkeiten zu erhöhen, hat er wohl grundsätzliche strategische Fehler gemacht. Und wenn der Chef dieses Senders sich nicht in der Lage sieht, erfolgreich arbeiten zu können, wenn er die ohnehin minimalen Vorgaben erfüllt, sollte er wohl schleunigst seinen Hut (oder sein Ö3-Käppi) nehmen - eine ganze weite Welt voller unglaublich relevanter Musik steht ihm offen.