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In diesem Wahlkampf wurden fast alle wichtigen Themen elegant umschifft.

Fritz Messner

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nichts mehr über den bevorstehenden Urnengang zu schreiben, aber eine Rückschau auf diesen grau sigen und vor allem inhaltlich armseligen Wahlkampf zwingt mich förmlich dazu. Die Facebookaffäre am Schluss und die Asyldiskussion haben alle anderen Themen so gut wie ausgelöscht. Es wurde monatelang der Anschein erweckt, alle Probleme wären mit einem Schlag gelöst, wenn keine Asylsuchenden mehr im Land wären. Die diffusen und zum Teil durchaus berechtigten Ängste vieler Menschen vor der Zukunft in einer komplizierten Welt wurden so auf ein höchst emotionales Thema reduziert und dadurch konnte man sich elegant mit ein paar Plakatsprüchen an allen anderen Problemstellungen vorbeischwindeln, die für die Zukunft dieses Landes ausschlaggebend sind.

Zunehmende Geringschätzung der Demokratie, Zusammenhalt und Ausgleich in Zeiten des sozialen Auseinanderdriftens, Steuergerechtigkeit, Bürokratieabbau und Neuaufstellung der Verwaltung, die Bildungspolitik, die als Schlüssel zur Zukunft völlig im Argen liegt, die wachsende Kluft zwischen Ballungsräumen und Randgebieten, die zukünftige Gestaltung der EU, die trotz ihrer vielen Fehler ein sicherer Hafen zwischen immer unberechenbareren Großmächten ist. Und schließlich die Klimaproblematik, die fast völlig totgeschwiegen wurde. Denn gegen das, was in Zukunft durch einen weiter ignorierten Klimawandel auf uns und vor allem unsere Kinder zukommen wird, sind die Probleme, die wir jetzt haben, wahrscheinlich nur lächerlich.

Alle diese Themen wurden uns von der Mehrheit der Kandidaten vorenthalten oder auf Schlagwörter reduziert, sollten aber unbedingt Grundlage für unsere Entscheidung sein.