SN.AT / Kolumne / Querschläger

Mein absolutes Heimatdorf

Gedanken zu einem recht eindeutigen Wahlergebnis.

In meinem Heimatdorf hat der Kandidat der FPÖ eine absolute Mehrheit eingefahren, nachdem diese bei den Gemeinderatswahlen 2014 nur 10,5 Prozent erhalten hat. Nun fragen mich Leute von nah und fern, was denn da passiert sei. Liegt es an den Flüchtlingen im Dorf? Sicher nicht. Die gibt es seit zwölf Jahren hier, ohne dass es jemals zu Konflikten gekommen wäre.

Viele Leute, mit denen ich rede, nehmen diesbezüglich allerdings nicht die Wirklichkeit vor ihrer Haustür wahr, sondern eine, die sich aus einem Dauerfeuer an reißerischen Schlagzeilen in Boulevardmedien, Gerüchten, Tatsachen und Halbwahrheiten in Internetforen und Facebook-Gruppen speist und ihnen Angst macht. Das alleine erklärt das Ergebnis aber noch nicht.

Viel gravierender ist, dass viele hier das Gefühl haben, das Land und die Region seien am absteigenden Ast und sie würden langsam abgehängt. Die Eckdaten der Wirtschaft werden von Jahr zu Jahr schlechter, Wertschöpfung und Wohlstand konzentrieren sich immer mehr in den Zentralräumen, vielen (jungen) Menschen hier fehlen Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven. Unternehmer, die diese schaffen könnten, ersticken in Bürokratie und Lohnnebenkosten und werfen das Handtuch. Von unseren teflonbeschichteten Politikern hört man dazu immer nur die gleichen antrainierten Phrasen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Dazu kommt noch eine EU, die sich in jedes Detail einmischt, aber bei den grundlegenden Aufgaben wie gemeinsamer Sicherheits- und Außenpolitik völlig versagt.

Und genau dieser Mix aus Tatsachen und Übertreibungen, begründeten Sorgen, diffusen Ängsten und der kalten professionellen Ignoranz "von denen da oben" hat dieses Wahlergebnis ermöglicht. Punkt.