Ach, was waren das für Zeiten, als die Post noch so gemütlich war, dass sogar ein genialer kleiner Roman zu Lasten ihrer Briefträger verfasst wurde. Und als Zeitzeuge kann ich sagen: Die Postler hatten früher wirklich keinen Stress auf ihren gelbschwarzen Mopeds, die dann ab dem frühen Nachmittag an dieser oder jener Gasthausmauer im Dorf lehnten. Deshalb wurden auch viele Witze über sie gerissen, aber eines muss man auch sagen: Die Post kam täglich und zuverlässig - damals.
Ab 1999 wurde das Unternehmen dann nach und nach privatisiert, in der Meinung, dass eine Aktiengesellschaft ungleich effizienter arbeiten würde als ein Staatsbetrieb. Ab da hatte es mit der Gemütlichkeit ein Ende. Es wurden reihenweise Postämter aufgelassen und die Postler, die nicht abgebaut wurden, haben heute viel größere Rayons und viel schlechtere Arbeitsbedingungen. Denn in einer Aktiengesellschaft gibt es eigentlich nur ein Ziel: Einen möglichst hohen Ertrag für die Aktionäre zu erwirtschaften. Und das funktioniert wunderbar, denn die Dividendenrendite der Post AG ist sehr hoch. Die restliche Performance ist allerdings ein ziemliches Desaster: Denn nicht nur die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter wurden immer schlechter, sondern auch die Leistungen für die Kunden - darüber kann man sich fast täglich auf diversen Leserbriefseiten informieren. Den Aktionären, deren größter übrigens der Staat ist, kann das aber egal sein, solange der postmoderne Rubel rollt.
Und es werden sich sicher noch andere Bereiche finden, die nach dem gleichen Muster "effizienter gestaltet" werden können: Lukrative Bereiche von Infrastruktur, Gesundheit, Sicherheit, und, und, und. Aktionär müsste man sein.