Ja, ich war ganz knapp davor. Die aktuellen deutschen Kicker, die mittlerweile einen völlig unteutonischen Fußball zelebrieren, der sich klar vom Kugelstoßen früherer Zeiten unterscheidet und sogar ehemalige Tiki-Taka-Akrobaten wie Spanier und Brasilianer daneben ziemlich hüftsteif aussehen lässt, hätten mich fast dazu verleitet, vorübergehend ein Tuch über den Cordoba-Schrein im Herrgottswinkel zu breiten und für eine deutsche Nationalmannschaft die Daumen zu drücken - und dann das! Da packt doch deren Verkehrsminister Alexander Dobrindt glatt die Sense aus und rasiert uns gnadenlos und flächendeckend, egal ob Urlauber, Pendler oder Sonntagsausflügler.
Ein typisches Revanchefoul.
Ja, natürlich kassieren wir mit unseren Maut-Panini-Pickerln auch alle ab, aber halt nicht ganz so hinterhältig. Denn was uns am meisten wehtut, ist ehrlich gesagt gar nicht die Maut, die wir zahlen, sondern der Umstand, dass die Deutschen sie wieder vom Finanzminister zurückbekommen. Und wenn wir da an den unsrigen denken, wird uns klar: Bevor wir von dem etwas zurückbekommen, werden wir drei Mal hintereinander Fußballweltmeister ohne Gegentor.
Auch unsere Politiker hyperventilieren förmlich vor Entrüstung, denn so billig können sie sonst selten nationale Sympathiepunkte einheimsen. Für mehr, zum Beispiel einen gepflegten Konter durch Einführung von Studiengebühren bei Rückerstattung für Einheimische mittels Stipendien, fehlen ihnen wahrscheinlich Mumm und spielerische Härte.
Nun müssen wir wohl darauf hoffen, dass die sonst so viel gescholtene EU den wild gewordenen Bayern-Hulk zurückpfeift. Und am Sonntag werden wir wieder das Kerzerl neben der vergilbten Hansi-Krankl-Statue anzünden und um ein Wunder bitten.