Ungeschickte Regierungspolitik, rücksichtslose Wahlpropaganda und eine Wirtschaftslage, die nicht gerade rosig ist, verunsichern immer mehr Menschen. Leidtragende sind jene, die schon ganz unten stehen. Der Unmut wird oft nicht direkt ausgesprochen, sondern in Fragen verpackt. Hier einige Anmerkungen dazu.
Warum sollen ausgerechnet wir "denen da unten" helfen, obwohl wir ja eigentlich nichts mit ihnen tun haben? Ganz so einfach ist das nicht. Ein Teil unseres Wohlstands in den Industrieländern rührt daher, dass wir viele Länder "da unten" einerseits ausbeuten (von Rohstoffen bis hin zu Arbeitskräften), sie andererseits mit unserer Überproduktion überschwemmen und so ihre Strukturen zerstören. Dazu liefern wir noch Waffen en gros. Damit das reibungslos funktioniert, wurden und werden unsägliche Diktatoren und Clans gestützt, die die Länder ruinieren, Kriege gegen die eigene Bevölkerung führen und sie so massenhaft vertreiben.
Sollten wir nicht lieber den armen Menschen bei uns helfen? Natürlich sollten wir das und das eine schließt das andere ja nicht aus. Scheinheilig und perfide wird es allerdings dann, wenn sich plötzlich auch jene politischen Kräfte um "unsere Armen" sorgen, die sie mangels anderer Sündenböcke sofort wieder als Sozialschmarotzer und arbeitsscheues Gesindel vor sich hertreiben würden, wenn keine Flüchtlinge (und Bettler) mehr da wären. Flüchtlinge und arme Einheimische sind keine Gegner, sondern beide Opfer einer aus dem Ruder gelaufenen Weltwirtschaft, die ständig Wohlstand von Süden nach Norden und von unten nach oben schaufelt.
Wir können die Welt nicht retten - sollten wir nicht einfach unsere Grenzen dicht machen? Wir können nicht die Welt retten, aber einzelne Menschen. Gegenfrage: Wenn Sie persönlich in Süditalien die Verantwortung und die Entscheidungsmacht hätten, würden Sie gestrandete, halb tote Menschen wieder ins Meer zurücktreiben? Das wäre nämlich die logische Konsequenz einer Abschottung aller europäischen Grenzen. Denn kommen werden die Verzweifelten trotzdem, solange die Lage in den Herkunftsländern derartig katastrophal ist.
Und dass wir hier ohne Zuwanderung unser Sozialsystem (Pensionen, Pflege, Gesundheitsversorgung etc.) bald nicht mehr finanzieren können, wird in diesem Zusammenhang so gut wie nie erwähnt.
