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Zelte im Schatten unseres Heiligenscheins

Flüchtlinge als Spielball politischer Taktiererei - das ist verantwortungslos.

Gütige Conchita! In den letzten Wochen haben wir uns derart grandios als Weltzentrum der Toleranz und der Menschlichkeit in Szene gesetzt, dass man glatt meinen möchte, wir würden alle mit einem Heiligenschein durch die Alpenrepublik wandeln. Abseits der strahlenden Lichter und der schönen Scheinwelt des Song Contests schaut die Sache aber leider ein wenig anders aus.

Da werden Menschen, die vor Krieg oder vor bloßer Not zu uns geflohen sind, rücksichtslos zum Gegenstand innenpolitischer Wadlbeißereien gemacht. Die Frau Innenminister will den quotensäumigen Ländern eins auswischen und lässt medienwirksam Zelte aufstellen, die es bei besserer Koordination nie gebraucht hätte, und vermittelt damit das Bild eines nicht zu bewältigenden Flüchtlingsandrangs, den es nicht gibt. Der Herr Verteidigungsminister nutzt die Situation und bietet strategisch jene Kasernen als Unterkünfte an, die er weghaben will. Er nimmt damit unter anderem billigend in Kauf, dass die überraschende Meldung, wonach 550 Flüchtlinge in einer Gemeinde mit 5600 Einwohnern untergebracht werden sollen, bei der Bevölkerung Irritationen hervorruft und so den Hetzern und Scharfmachern eine willkommene Steilvorlage bietet. Wenn man sich die Einträge in den offenen Internetforen zu diesem Thema durchliest, dann kann man sich ausmalen, welche Hasstiraden in den geschlossenen Zirkeln abgeladen werden, pfui Teufel!

Ich will hier nichts weichzeichnen: Die Flüchtlingsproblematik ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, auch für Österreich, da braucht es viel Zusammenarbeit und Fingerspitzengefühl. Und gerade deshalb ist die Taktiererei führender Politiker in diesem sensiblen Bereich höchst verantwortungslos.