Mögen die ewigen Miesmacher und Realisten ruhig behaupten, der Sieg unserer waxen Conchita beim Song Contest würde im Endeffekt für Freiheit und Toleranz etwa gleich viel bringen wie einst jener von Nicole mit "Ein bisschen Frieden" für das gewaltfreie Zusammenleben auf diesem Planeten, und beide hätten nur gesellschaftliche Strömungen ihrer Zeit auf die Spitze des Kitsches getrieben - wir Österreicher lassen uns davon nicht beirren.
Vom Bundespräsidenten abwärts sind alle Staatsbürger im Wurstfieber und die Auswirkungen auf das Alltagsleben sind enorm. Es gibt ernsthafte Überlegungen, die Bundeshymne auf "Land bist du großer Söhne und Töchter - und der Wurst" umzuschreiben und dem Bundesadler statt Hammer und Sichel ein Paar Frankfurter in die Fänge zu drücken.
Österreich hat auch ein neues Schönheitsideal: Nach Sissi, Marika Rökk und Hansi Hinterseer ist nun Conchita quasi "Austria's Next Wurstmodel" und pubertierende Mädchen greifen heimlich nach den Haarwuchsmitteln ihrer schütteren Väter, um einen gepflegten Wurstbart zwischen den Pickeln sprießen zu lassen, während ihre männlichen Klassenkameraden die Kunstwimpernvorräte ihrer Muttis plündern und kübelweise Mascara im Nachtkästchen bunkern.
"Du bist mir völlig wurst" ist mittlerweile die angesagteste Liebeserklärung und in der Unterhaltungsbranche reiten vom Schlagerbarden Semino Salami über die kreuzfidelen Käsekrainer bis zum Skandalrapper Sau Sage alle munter auf der in den Mainstream schwappenden Wurstwelle mit.
Selbst Boulevard und Politik triefen nun fast vor purer Toleranz und spätestens seit erste FPÖ-Plakate mit dem Spruch "Wurst Conchita statt Privilegien Rita!" gesichtet wurden, ist klar: Wir sind Wurst!