4. April Das routinemäßige Handgemenge nach dem Ministerrat eskaliert. Doskozil ist im Vorteil, weil er als Polizist Nahkampferfahrung hat. Sobotka holt sich eine blutige Nase und verbreitet, Kern habe Dosko aufgetragen: "Hau doch mal den Soberl." "Es reicht" sagt keiner.
6. April Sobotka bietet SPÖ-Politikern, die Österreich freiwillig verlassen, 100.000 Euro Prämie aus Mitteln des neugeschaffenen ÖVP-In trigationsfonds an. "Es reicht" sagt keiner.
14. April Die ÖVP wirft der SPÖ vor, ihre Parteikasse gestohlen zu haben. Politexperten klären das Missverständnis auf: Es sei theoretisch auch anderen Parteien möglich, schwarze Kassen zu haben. "Es reicht" sagt keiner.
19. April Mitterlehner nennt bei einem Hintergrundfrühstück in Brüssel Kern in Schüssel-Manier "einen richtigen Pfau", dementiert aber danach, indem er stabreimend anmerkt, in Brüssel kenne keiner Kern und er selbst kenne auch keinen Kern. "Es reicht" sagt auch keiner.
21. April Sobotka kündigt eine Versammlungsrechtsnovelle an, die ihm erlaubt, Schutzzonen festzulegen, in denen sich SPÖ-Politiker nicht versammeln dürfen. "Es reicht" sagt keiner.
25. April Ministerratssitzungen fangen immer später an, weil es vor den Metalldetektoren immer längere Staus gibt. Allein an diesem Dienstag werden den Ministern neun Messer, vier Schlagringe und sieben Faustfeuerwaffen abgenommen. "Es reicht" sagt keiner.
3. Mai Ein Sturmtrupp der JVP, verstärkt durch Einheiten des Bauernbunds, dringt mit Sebas tian Kurz' altem Hummer-Geländewagen ins Bildungsministerium ein und nimmt Sonja H. als Geisel, um progressive Schulreformen zu verhindern. Die SPÖ verstaatlicht im Gegenzug Privatschulen, die von Kindern von ÖVP-Politikern besucht werden, und wandelt sie in Ganztagsgesamtschulen mit verschränktem Unterricht bis 23 Uhr um. "Es reicht" sagt keiner.
12. Mai Mitterlehner bezeichnet Kern in einer Kurz-Kompilation bisheriger ÖVP-Einschätzungen als "uninformierten, unerfahrenen wankelmütigen Zickzack-Wendehalsumfaller, der nur Bahnhof versteht". "Es reicht" sagt keiner.
16. Mai Der Ministerrat wird längst nur mehr via Skype aus den jeweiligen streng geheimen Koalitionsparteibunkern ausgetragen.
22. Mai Reinhold Lopatka beschießt, unterstützt von FPÖ-Militärberatern aus einer Strache-nahen Wehrsportgruppe, den Karl-Marx-Hof. Kern organisiert großangelegte Evakuierungsaktionen von SPÖ-Wählern, muss aber feststellen, dass im Marx-Hof nur mehr zwei SPÖ-Wähler wohnen. "Es reicht" sagt keiner.
26. Mai Mitterlehner findet die einzige Stelle, an der Kern - wie weiland Siegfried - verletzlich ist. Er lässt von einem ÖVP-nahen Schneider heimlich alle Anzüge Kerns im Bund enger nähen. Kern glaubt, dass ihm vor lauter Koalitionskummerspeck die Maßanzüge nicht mehr passen, und ruft unverzüglich Neuwahlen aus.
Schwarz-roter Eskalationskalender
Aus fiesen Wadlbeißereien wurden längst miese Messerstechereien. Die ÖVP wird im Bund letztlich eine noch fiesere List brauchen.

