Menschen tragen es auf Shirts, lassen sich Handyhüllen anfertigen, benennen den Monat Juli danach, es gibt unzählige Memes davon. Zweifellos, Barbenheimer regiert das Netz. Barbenheimer - eine Mischung aus den Wörtern Barbie und Oppenheimer.
Begonnen hat alles damit, dass die beiden Blockbuster am selben Tag, nämlich dem 20. Juli, in den Kinos Premiere feiern. Ein klassischer Streich der Hollywood-Marketingmaschinerie. Zunächst. Denn schnell hat das Ganze eine eigene Dynamik im Netz angenommen. Innerhalb der Internetgemeinde ist die Ironie nämlich sofort aufgefallen. Die Filme und ihre Genres könnten unterschiedlicher nicht sein und haben nichts - wirklich gar nichts - miteinander zu tun. Während "Barbie" die perfekte Frau in einer zunächst augenscheinlich perfekten Welt verkörpert, dreht sich in "Oppenheimer" alles um den Bau der ersten Atombombe - und ihren zerstörerischen wie fatalen Einsatz.
"Barbenheimer": Eine pinke Atomwolke breitet sich im Netz aus
"Barbie" und "Oppenheimer". Zwei Filme, ein Meme. Warum wir diese explosiv-kitschige Mischung genau jetzt brauchen.

"Barbie" und "Oppenheimer" sind Rosa und Schwarz: Ironie ist die Meme-Essenz
Gerade deshalb ist diese gleichzeitige Premiere so interessant - und bietet viel Meme-Potenzial. In Zeiten, in denen in Europa Krieg herrscht und der Einsatz von Atomwaffen eine reale Angst vieler ist, können die kreativen Bilder im Netz auch ein Ventil für Emotionen sein. Die Vorstellung, dass Barbie in ihr rosa Auto steigt, um mit Ken auf dem Beifahrersitz in den Sonnenuntergang zu fahren, während im Saal daneben gerade 108 Kilogramm Uran auf der Leinwand detonieren, ist beängstigend und böse humorvoll zugleich.
Und wenn man das volle Barbenheimer-Erlebnis haben, also beide Filme noch am selben Tag sehen will? Geht man dann zuerst in "Oppenheimer", um sich danach von "Barbie" und ihrer fröhlichen Art mitreißen zu lassen? Oder schaut man "Barbie" an, um sich die Spannung und Dramatik von "Oppenheimer" für den Schluss aufzuheben? Auch darüber wird gerade auf Social Media philosophiert.
Nicht nur irgendein Phänomen: das Besondere an Barbenheimer
Die Filme sind noch nicht einmal angelaufen und Barbenheimer ist schon lange Kult. Es reiht sich in eine lange Chronologie von Meme-Trends, die um die Welt gehen und nach einiger Zeit wieder abflauen. Bei Barbenheimer dürfte der Höhepunkt wohl zum Kinostart erreicht sein. Trotzdem bringt diese Vermischung etwas Besonderes: Zum einen dürfte das Kinogeschäft, das sich spätestens seit der Coronapandemie in einer Krise befindet, dadurch wieder belebt werden. Vielleicht sorgt Barbenheimer sogar für einen kleinen Aufschwung der Branche.
Und auch unsere Gesellschaft steckt in der Krise. Dabei ist Barbenheimer die amüsante Symbiose der Gegensätze, eine pinke Atomwolke, die sich in den sozialen Medien ausbreitet. Ein Internetphänomen, das für Unterhaltung sorgt und Platz für Sarkasmus und dunklen Humor schafft. Das hat etwas Befreiendes. Und spiegelt eine reale Ambivalenz: Obwohl es vielen so gut geht wie nie, leben die anderen in der Katastrophe.
Barbenheimer wird die Welt nicht retten. Aber wir können etwas von dem Internetphänomen und der Onlinewelt, die es erschaffen hat, lernen. Die weiß es nämlich, über alles, was in der Gesellschaft schiefläuft und Angst macht, ein bisschen Humor und rosa Glitzer zu streuen.


