Die Sicherheitskontrolle am Flughafen: in fünf Minuten erledigt; der erste Kaffee: schmeckt hervorragend; im Flieger: ein erholsamer Kurzschlaf, Landung am Flughafen Eindhoven und ab zum Bahnhof, um nach Amsterdam Centraal zu gelangen: Alles klappt wie am Schnürchen - aber zu früh gefreut.
Kurz bevor der Zug losfährt: Ein kleines Ruckeln am Rucksack ist zu verspüren. Hinter mir zwei Frauen, die sich in unsere Vierergruppe drängeln. Ein erneutes Ruckeln, der Reißverschluss des Rucksacks ist offen. Geldtasche samt Bargeld, Führerschein, Bankomatkarte, E-Card und ÖBB-Klimaticket sind weg. Die heitere Urlaubsstimmung wurde wohl auch gestohlen. Ein Sprint aus dem Zug ist sinnlos, die beiden Frauen sind nirgendwo auf dem Bahnhof zu finden. Am Bahnsteig rät eine Schaffnerin, was zu tun ist, denn die haben dort reichlich Erfahrungen mit derartigen Diebstählen. Bankomatkarte sperren, Diebstahl am Bahnhof melden, später auch in einer Polizeizentrale.
Hätte ich doch die Tasche zum Umhängen gewählt. Hätte ich doch einen Teil des Bargelds in den Koffer gegeben wie sonst immer. Hätte ich doch gleich meinen Rucksack nach vorne genommen, als ich etwas gespürt hatte. Die Gedanken quälen. Im Nachhinein ist man immer klüger. Natürlich weiß man, dass Diebstähle oft an menschenüberfüllten Orten passieren. Dennoch fühlt man sich in der Masse sicher, denn es könnten ja so viele Leute das Geschehen beobachten.
Nach dem ersten Schock folgt das Selbstbedauern über die langwierigen Behördengänge und das gestohlene Geld. Die Kunst besteht aber darin, sich nicht die Laune verderben zu lassen. Die weitere Zugfahrt nach Amsterdam verläuft wortkarg, hin und wieder ein bedrücktes "Das gibt's ja nicht". Ärger, Verzweiflung und Empörung überkommen mich in Wellen. "Ich darf mich nicht hineinsteigern" - dieser Satz wird zum Mantra. Immerhin hätte Schlimmeres passieren können, zum Glück bin ich nicht allein unterwegs. Bei der Unterkunft angekommen scheint die Sonne, prachtvolle Grachten, Brücken und kleine Backsteinhäuschen ziehen mich in den Bann. Die Taschen fest umklammert geht es in die überfüllten Gassen von Amsterdam. Der Drink mit den Freundinnen in der Sonne bricht schließlich das Stimmungstief und der Vorsatz wird gefasst: Ab sofort jeden einzelnen Moment genießen und aufsaugen. Es gelang.