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2014 war ein fatales Jahr für Russland

Als Wladimir Putin vor 14 Jahren an die Macht kam, gab es sehr unterschiedliche Einschätzungen. Manch einer meinte, der ehemalige KGB-Agent sei jung genug, um Russland einen Modernisierungsschub zu verschaffen. Als mit dem zweiten Tschetschenien-Krieg als "antiterroristischer Operation" Putin erklärte, er werde die Tschetschenen "im Klo runterspülen", meinten viele in Russland, nur so könne Terrorismus Einhalt geboten werden. Als Putin nach den Anschlägen des 11. September erklärte, Russland kämpfe schon lange gegen internationalen Terrorismus, nahmen das viele als Zeichen, dass er derjenige sei, der Russland öffne.

Doch seit diesem Frühjahr ist klar, dass der Herr im Kreml kein Modernisierer und seine Vision für Russland eine auf Gewinn orientierte Neuauflage der Sowjetunion ist. Die Ukraine ein unabhängiger Staat? Nicht in den Augen Wladimir Putins. Die Annexion der Krim ein klarer Bruch des Völkerrechts? Ganz im Gegenteil, eine legitime Hilfsaktion für bedrohte Brüder und Schwestern. Der Mantel, hinter dem sich der wahre Wladimir Putin und seine Mitstreiter versteckten, ist heuer gefallen. In diesem Jahr hat sich die Führung Putins als das gezeigt, was sie immer war: als autoritär und nicht an einer Entwicklung Russlands interessiert. Die Folge ist tiefe Resignation bei einem Teil der Gesellschaft und dümmlich ahnungsloses Zujubeln des größeren anderen Teils der Gesellschaft, der brav nachspricht, was die kontrollierten Medien ihm vorsagen.

Auf Dauer kann Putin damit nicht durchkommen. Sich freiwillig international zu isolieren hat noch keinem Land geholfen, und die Menschen in Russland können sich das nicht gefallen lassen.