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Putin und die europäischen Rechtsextremen

Die politischen Begriffe geraten zunehmend durcheinander. Die Allianzen, die es heute gibt, scheinen völlig absurd.

Die russische Propaganda redet seit mehr als einem Jahr nur von "den Faschisten" in der Ukraine. Interessanterweise finden das ausgerechnet jene gut, die sich theoretisch dadurch beleidigt fühlen müssten - die Rechtsextremen Europas nämlich. Vor wenigen Tagen versammelten sich in St. Petersburg Vertreter verschiedener rechtsextremer europäischer Gruppierungen. Darunter Männer von der deutschen Rechtsradikalen-Partei NPD oder der griechischen "Morgenröte". Marine Le Pen, die französische Leitfigur der extremen Rechten, war entschuldigt - schließlich hatte sie einen Wahlkampf zu schlagen. Die FPÖ soll gerüchteweise zunächst zugesagt, dann wieder abgesagt haben; in dem Absageschreiben soll versprochen worden sein, dass man "beim nächsten Mal wieder dabei" sein werde.

Jedenfalls fanden sich die Rechtsextremen in St. Petersburg ganz in ihrem Element. Schließlich verehren sie Wladimir Putin als großen Staatsmann, auch wenn er ein Russe, also Slawe, also nach ihrem Verständnis ein bisschen minderwertig ist. Umgekehrt scheint sich der russische Präsident blendend mit all jenen Geschichtsleugnern und Geschichtsverfälschern zu verstehen. Man sucht sich seine Freunde eben offensichtlich, wo man sie finden kann.

Dass gerade diese neuen Putin-Freunde und Putin selbst in jüngster Zeit ständig von bösen "Faschisten" in der Ukraine und überall dort reden, wo man die neue russische Politik nicht gutheißt, hat schon etwas von der berühmten Redewendung: Haltet den Dieb. Bekanntlich schreit der Dieb ja immer am lautesten. Erstaunlicherweise gibt es aber Putin-Freunde auch ganz links. Die dürften übersehen haben, dass Putins Russland nicht die Sowjetunion ist und Putin das Wort sozial nicht einmal buchstabieren kann.

Die rechten Recken durften in St. Petersburg gemütlich tagen. In der Stadt an der Newa ist Putin geboren und aufgewachsen. Bürger dieser Stadt aber, die gegen dieses skurrile Treffen demonstrierten, wurden verhaftet. Also stellt sich die Frage, wohin Putin noch will. Dass er an der Macht bleiben will, so lang es geht, ist offenkundig. Aber wenn er die Ukraine endgültig zerstört haben wird - was bleibt ihm dann außer einem wirtschaftlich ruinierten Russland? Den Menschen in Russland müsste angst und bange sein vor diesem Mann.