"Aber die haben doch keine Wirkung! Die schaden nur den einfachen Leuten! Die schaden uns!" Das sind die Argumente, die ins Feld geführt werden. Es sind Killerargumente. Natürlich wirken Sanktionen nur langfristig. Die russische politische Elite wird nicht morgen die Segel streichen angesichts des europäischen Boykotts. Sie hat ja schließlich auch eine wunderbare Möglichkeit gefunden, die Menschen in Russland auf das Schlimmste einzuschwören. Denn obwohl sich die Sanktionen des sogenannten Westens gezielt gegen bestimmte Bereiche und Personen richten, die zum innersten Machtkreis gehören, reden in Moskau alle davon, dass "die Sanktionen" an der wirtschaftlichen Krise schuld sind, die sich nicht mehr vertuschen lässt. Tatsache ist allerdings, dass Sanktionen, die tatsächlich die Menschen treffen, vom Kreml verhängt wurden: Sanktionen gegen Lebensmittellieferungen aus dem Westen nämlich. Und natürlich bemerken die Menschen, wenn es in den Geschäften plötzlich keinen italienischen Käse und keine polnischen Äpfel mehr gibt. Davon reden die Menschen also, wenn sie von Sanktionen sprechen - und natürlich machen sie den "Westen" verantwortlich. Was vom Kreml gewünscht und beabsichtigt ist. Doch zeigt diese auf den ersten Blick ziemlich kindisch anmutende Antwort der russischen politischen Elite doch sehr deutlich, dass die Methode durchaus Wirkung zeigt.
Sanktionen wirken, wie gesagt, nur langfristig. Zulasten des "kleinen Mannes" handelt nicht der Westen, sondern eindeutig die russische Führung. Das ehrlichste Argument der Sanktionsgegner ist noch jenes des Schadens, den unsere eigene Wirtschaft davonträgt. Wobei auch hier vergessen wird, dass es im Wesentlichen die russische Führung ist, die diesen Schaden verursacht, indem sie Sanktionen gegen europäische Partner verhängt. Abgesehen davon ist dieses Argument aber nicht nur kurzsichtig, sondern auch sehr unsolidarisch. Natürlich wäre es uns allen am liebsten, wenn das Leben weitergehen könnte wie bisher, ohne Beeinträchtigung der profitablen Beziehungen. Aber Russlands Vorgehen in der Ukraine ist völkerrechtswidrig, stellt einen Bruch zahlreicher internationaler Abkommen dar und zeigt sehr deutlich, dass Putins Russland eben doch kein verlässlicher Partner, ja in jeder Beziehung unverlässlich geworden ist. Das sollte auch all jene aufhorchen lassen, die finden, dass Wirtschaftsinteressen Vorrang haben müssen. Putins Russland ist kein verlässlicher Partner mehr - und deshalb ist es richtig, die Sanktionen fortzusetzen.