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Dämme gegen die Floskelflut

Helmut L. Müller

Die gewöhnliche Prosa der Berichterstatter in den Medien zeigt einen Hang zu Allerweltswörtern. Das sind Sprachbilder, die meist einen konkreten Ursprung haben, aber durch vielfache Abnutzung verblassen und schließlich vollends zu Floskeln verkommen.

Noch heute also rücken Politiker an die Schalthebel der Macht. Dabei muss dieses sprachliche Bild schon aus den Anfängen der industriellen Mechanik stammen. Auch heutzutage heißt es häufig, dass Politiker die Wirtschaft ankurbeln müssten. Da sehen wir sogleich die alten Kraftfahrer vor uns, die mit der Kurbel, vor ihr Automobil gebeugt, den Motor anwerfen. Dabei sind unsere Autos längst moderner geworden. Inzwischen sausen wir mit ICE oder TGV durch die Landschaft. Aber metaphorisch können diese Schnellzüge nicht liefern, was die alte Bahn geboten hat. Daher sprechen wir immer noch von Dampf machen. Somit muss es das erste Gebot für die Schreibkräfte in den Medien sein, nach frischen Formulierungen zu suchen und abgenudelte Ausdrücke zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.