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Das gaaanz große Kino

Ronald Escher

Wann haben Sie zum letzten Mal im Kino ein Taschentuch gezückt oder einen Kloß im Hals gehabt? - Nein, nicht bei einer Seifenoper, sondern beim gaaanz großen Kino?

Man muss nicht in ein "Plex" gehen, um das zu erleben. Ein Frühlingstag in der Münchner Türkenstraße, im Herzen Schwabings, tut es mitunter auch. Da sitzt ein Studentenpärchen vor einem Café in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Die zwei kennen sich sichtlich nicht lange, sie gehen noch recht scheu miteinander um. Sie sprechen über dies und das und verstehen sich einfach gut.

Beide trinken einen Latte macchiato. Dann folgt dieser "Action" eine Pause. Sie schaut ihm in die Augen, lehnt ihren Kopf an seine Schulter und sagt: "Es ist schön zu leben."

Sie hätte auch ganz etwas anderes sagen können. Aber sie hat es so gesagt. Und etwas Schöneres hätte sie gar nicht sagen können. Sie gehen Hand in Hand. Zurück bleiben die Macchiato-Gläser. Der Milchschaum an ihren Rändern hat sich genau an derselben Stelle abgesetzt.