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Das Mulltuch und der Notfall

Inge Baldinger

Groß sind die Bemühungen der Werbewirtschaft, Produkte für gewisse Lebenslagen manierlich zu umschreiben. Da ist dann etwa von einer "sensiblen Blase" die Rede. Keinerlei Scheu hat dagegen ein Anbieter von Mulltüchern auf Amazon. Beworben wird das "multifunktionale" Erzeugnis so: "Mit diesem Baumwolltuch kann man nach dem Essen des Kindes das Gesicht waschen, Baby baden und den Arsch waschen." Schluck. Weiter geht es mit: "Im Notfall ..." Ups. Jetzt hat sich das Handy aufgehängt. Während des Neustarts ist Zeit zum Grübeln über Notfälle, die dank Mulltüchern gelöst werden könnten. Vielleicht mehrere zusammenknoten, um das Baby im Fall eines Wohnungsbrands abzuseilen? Weit gefehlt.

"Im Notfall kann das Tuch das Baby abwischen, z. B. wenn es spuckt, rülpst usw." steht da. Aha. Hm. Aber da wäre Babys Dasein ja irgendwie ein einziger Notfall?! Nein danke. Die Nichtkauf-Entscheidung ist gefallen.