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"Du schaust oba guat aus!"

Maria Schmidt-Mackinger

Als auf dem Land aufgewachsenes Kind mit eindeutig dialektgefärbter Muttersprache hatte man es nicht immer leicht, den Erwachsenen zu folgen und sich im Deutschunterricht trotzdem nicht zu blamieren. Nicht nur, dass daheim täglich der Butter aufs Brot geschmiert wurde (Semmerl gab es nicht einmal an hohen Feiertagen), sorgte auch die Vorstellung von Schönheit für regelmäßige Irritationen.

Meinten Großmütter und alte Tanten nämlich: "Na, du schaust oba guat aus", dann sprach das eindeutig für eine baldige Diät. Schlecht sah man dagegen immer dann aus, wenn die gerade vorhergehende Diät von Erfolg gekrönt war und man sich so gut wie nie zuvor fühlte. Als der schmutzige Bub neulich aus dem Heuhaufen gezogen wurde, schimpfte die Oma: "Na der schaut wieder am bessern aus."

Die Verständigungsschwierigkeiten werden schon an die nächste Generation weitergegeben. "Host mi?", fragt man sein Kind, nachdem man ihm geduldig etwas erklärt hat. "Na, i hoss di net", sagt der junge Mann zurück und blickt irritiert. Da versteht man ja die Welt nicht mehr.