Ich habe den Test gemacht. Auf die Frage, warum ein Specht trommelt, haben sieben von sieben Menschen geantwortet: "Weil er Futter unter der Baumrinde sucht." Hätten Sie das auch gesagt? Dachte ich mir. Darum: Vögelnachhilfe für die Ferien. (Keine falschen Erwartungen bitte, es geht ja um Ornithologie.)
Das Trommeln der Spechte ist eine wunderliche Verhaltensweise. Mit etwa 20 Schlägen pro Sekunde und einer Geschwindigkeit von 25 km/h haut der Vogel ähnlich einem Presslufthammer seinen Schnabel auf einen geeigneten Resonanzkörper, oft auf einen hohlen Baumstamm. Elastische Knochenstrukturen und kräftige Muskeln rund um den Schnabel und im Nacken dämpfen die Schläge zum Schutz vor einer Gehirnerschütterung ab.
Mit speziellen Schwanzfedern, deren Schäfte im Querschnitt nicht rund, sondern U-förmig sind wie die U-Profile im Stahlbau, stützt er seinen Körper ab. Und damit die Augen auch schön in den Augenhöhlen bleiben, schließt er beim Trommeln die Lider.
Und wozu dieser ganze Aufwand? Damit sich Käferlarven unter der Baumrinde denken: "Huch, es hat geklopft, ich schau mal wer da ist?" Nein. Das Trommeln dient ausschließlich der Kommunikation und hat nichts mit Futtersuche zu tun. Der Grünspecht beispielsweise, der in Gärten und Parks häufig zu sehen ist, frisst überwiegend Ameisen in der Wiese. Denen ist sein Trommelkonzert herzlich egal.
Auch mit dem Bau von Bruthöhlen hat der rhythmische Krawall nichts zu tun. Wenn es um echte Bautätigkeit geht, dann hackt der Specht, statt zu trommeln. Dann funktioniert sein Schnabel wie ein Meißel, es fliegen Späne durch die Luft.
Spechte sagen mit dem Trommeln: "Dies ist mein Revier." Oder: "Ich bin auf Partnersuche." Deswegen ist es auch überwiegend im Frühling zu hören. Um ihre Botschaften besonders laut zu verkünden, trommeln einige findige Spechte sogar auf Regenrinnen und Blechdächern.
Die mit Abstand häufigste Art in Salzburg ist der hübsche Buntspecht, der auch gern Futterstellen in Gärten besucht. Aber nicht überall ist der schwarz-weiße Vogel mit der markanten, roten Schwanzunterseite gern gesehen. Dämmungen aus Styropor animieren den fliegenden Baumeister zu intensiver Arbeit. Eine Bruthöhle, deren Bau in einem Baumstamm zwei bis drei Wochen dauert, ist im Styropor innerhalb weniger Stunden bezugsfertig. Das freut auch Stare oder Mauersegler, die mit Vergnügen einziehen und wie der Specht unter Schutz stehen. Wer sich dieses Dilemma ersparen will, kann seine Fassade zum Beispiel begrünen. Buntspechte landen nicht in dünnen Zweigen.
Wer in den Ferien im Pongau, Pinzgau oder Lungau wandern geht und in Fichtenwäldern auf etwa 1500 Metern unterwegs ist, kann nach dem seltenen Dreizehenspecht Ausschau halten. Er ist auf Borkenkäferjagd spezialisiert. Erkennungsmerkmal ist der goldgelbe Scheitel.
Ob man ihm so nah kommen kann, dass man seine kuriosen Füßchen mit nur drei statt der üblichen vier Zehen erkennen kann? Schwer zu sagen. Fernglas und Teleobjektiv einpacken.
Kontakt: info@docwarter.com

