Soeben ist ein Buch erschienen, das die lange Geschichte der Muslime in Österreich und deren vielfältigen Einfluss auf die österreichische Kultur aufzeigt. Das Buch heißt "Ostarrichislam - Fragmente achthundertjähriger gemeinsamer Geschichte". Die dazugehörige Ausstellung ist derzeit an der Pädagogischen Hochschule Salzburg zu sehen.
Eine Abbildung in dieser wertvollen Dokumentation zeigt die Johanneskapelle in Pürgg in der Steiermark, die um 1100 n. Chr. errichtet wurde. Der Eintretende blickt zunächst auf Christus am Kreuz. Folgt das Auge aber dem Verlauf des Chorbogens, sind dort arabische Schriftzeichen zu erkennen. Zehn Mal ist auf dem Bogen - von Arabesken umrankt - der Schriftzug "Allah" zu lesen. Allah bedeutet "der (eine) Gott" und ist in der arabischsprachigen Welt das Wort, mit dem nicht nur Muslime den einen Gott benennen, sondern auch Christen und Juden.
"Ostarrichislam" zeigt mit solchen Beispielen, wie man das Gemeinsame zwischen Religionen finden kann, wenn man nur will. Das ist wichtig, weil am Montag ein genau gegenteiliges Urteil aus Malaysia bekannt wurde. Ein Berufungsgericht in Kuala Lumpur hat Christen in Malaysia verboten, dass sie in ihrer Landessprache Gott mit "Allah" zu übersetzen. Der Gebrauch des arabischen Wortes für Gott sei kein "integraler Bestandteil des Glaubens der Christen". Daher habe die Bewahrung von "Frieden und Harmonie" im Staat Vorrang vor den Rechten religiöser Minderheiten. "Allah" im Munde von Christen löse unter Muslimen "Konfusion" aus und gefährde diese Harmonie.
Da klafft ein tiefer Graben, zwischen dem verbindenden Ansatz von "Ostarrichislam" und dem trennenden Urteil eines Gerichts in Malaysia. Entscheidend ist, beides zu sehen und korrekt einzuordnen: Ein einzelnes Gericht in Malaysia hat ein einzelnes Urteil gefällt. Schlimm genug. Aber es ist nur ein kleiner Teil einer großen Geschichte. In der haben stets auch verbindende Kräfte ihre Stimme erhoben. "Ostarrichislam" ist eine davon.