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Bischofswahl zwischen Ordnung und Hintertüren

Wenn bei der Neubestellung des Erzbischofs von Salzburg alles seinen ordnungsgemäßen Weg geht, dann kann wenig schiefgehen. Allerdings ist jetzt die Zeit, in der auch Hintertüren auf- und zugehen.

Josef Bruckmoser

Der Apostolische Nuntius in Österreich hat seine Arbeit gemacht. Und nach allem, was man weiß, hat er sie ordentlich gemacht. Der Botschafter des Heiligen Stuhls in Wien hat seine Namensliste für einen künftigen Erzbischof von Salzburg nach Rom geschickt. Und weil diese Liste ordnungsgemäß erstellt worden ist, stehen auch keine extremen Vertreter der einen oder der anderen innerkirchlichen Richtung drauf.

So weit, so gut. Allerdings ist jetzt in Rom die heiße Phase angelaufen, in der Hintertüren auf- und zugehen und kirchenpolitische Interessen ins Spiel kommen, die wenig mit dem eigentlichen Sinn und Zweck zu tun haben, einen guten Erzbischof für Salzburg zu finden. Man kennt das von der Bestellung neuer Weihbischöfe. Da kommt es wiederholt vor, dass ein Diözesanbischof einen Vorschlag einreicht, aber Rom diesen so oft unerledigt zurückschickt, bis endlich der "richtige" Name draufsteht. In Österreich haben wir das zuletzt mit der am Ende geplatzten Kür eines Weihbischofs in Linz erlebt.

Es wird nicht zuletzt an dem amtierenden Erzbischof Alois Kothgasser liegen, genau jetzt seinen Einfluss im Vatikan geltend zu machen. Er bringt dafür zwei gute Voraussetzungen mit. Zum einen ist Rom durchaus zufrieden mit der Art und Weise, wie Kothgasser die Erzdiözese geführt hat. Zum anderen hat der Erzbischof durch seine Ordensgemeinschaft, die Salesianer, und durch persönliche Kontakte gute Zugänge im Vatikan.

Entscheidend ist jetzt, diese Phase der "Einflüsterungen" nicht jenen Kräften zu überlassen, die nach einer Bestrafung Österreichs wegen der aufmüpfigen Pfarrerinitiative rufen. Auch gute Geister wie Alois Kothgasser müssen walten und die eine oder andere Tür im Vatikan öffnen.

Es muss ja keine Hintertür sein.