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Der Bischof, der an den Adventabenden streikt

Die Hektik der "stillsten Zeit" im Jahr ist schwer in den Griff zu bekommen. Ein Bischof versucht es.

Josef Bruckmoser

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind. Davor kommt die angeblich stillste Zeit im Jahr. Die ist so umtriebig geworden, dass es beispielsweise in der Salzburger Altstadt an einem Adventsamstag nicht möglich ist, einen Tisch in einem Restaurant zu bekommen, wenn man nicht reserviert hat.

Beim "Montagsforum" in Dornbirn hat der Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, unlängst verraten, wie er - trotzdem - im Advent zur Stille kommt: "Ich nehme im Advent am Abend keine Termine an."

Nun ist es leicht vorstellbar, wie begehrt ein bischöflicher Gast bei abendlichen Adventfeiern, bei einem besinnlichen Adventkonzert oder ähnlichen vorweihnachtlichen "Events" wäre. Es dürfte dem Bischof nicht leichtfallen, solche Anfragen abschlägig zu beantworten.

Andererseits leuchtet jedem ein: Es geht nur konsequent oder gar nicht. Das ist so ähnlich wie mit dem - weiter verbreiteten - Alkoholverzicht in der Fastenzeit. Entweder man hält ihn konsequent durch, sogar am eigenen Geburtstag, oder man lässt es ganz bleiben. Denn die Ausnahmen von einer solchen Regel lauern immer und überall.

Jeden Adventabend daheim. Beim Schein der Kerzen auf dem Adventkranz, beim Duft von Weihrauch oder Räucherstäbchen, bei einem Glas Glühwein, selbst gemixt, damit man weiß, was drinnen ist - für viele bleibt das ein Traum. Aber es wäre schon ein guter Vorsatz, nicht jeden Sonntag zu einem anderen Adventmarkt zu eilen. Oder jeden Freitag-, Samstag- und Sonntagabend dem Beispiel des Bischofs zu folgen.

Die "stillste Zeit" im Jahr lässt sich für Normalsterbliche wohl nur schrittweise zurückgewinnen. Glücklich ist, wer solche Schritte konsequent setzt.