Es ist nicht nur unter katholischen Christen derzeit eine der spannendsten Fragen: Schafft er es oder schafft er es nicht? Wird dieser Papst Franziskus die vatikanische Bürokratie, diese zähe Masse der Prälaten und Kardinäle, auf die neue, auf seine Linie bringen?
Franziskus will laut seinem jüngsten Rundschreiben die Ortskirchen, die Diözesen und Bischöfe, stärken und sein Amt in einer Art freiwilliger Selbstbeschränkung ausüben. Scharf wendet sich der Papst gegen selbst ernannte Hüter der Orthodoxie, die ein "narzisstisches und autoritäres Elitebewusstsein" förderten und so die Energien, die für die Evangelisierung nötig wären, im Kontrollieren verbrauchten.
Genau diese Kontrolle versuchen solche "selbst ernannten Hüter der Orthodoxie" offenbar nach wie vor bei Bischofsernennungen auszuüben. Denn wie Weihbischof Andreas Laun und der Rektor der konservativen Kaderschmiede Heiligenkreuz, Karl Wallner, auf den römischen Dreiervorschlag für Salzburg kommen konnten, das versteht niemand. Damit wurde die betroffene Erzdiözese vor den Kopf gestoßen - und nicht gestärkt, wie es der Papst ausdrücklich als sein Ziel erklärt.
Nun ist klar, dass Franziskus in Rom viele Baustellen offen hat, von der Vatikanbank über "homosexuelle Seilschaften" bis zum Reformstau in der Seelsorge. Der Papst kann sich daher nicht um jede einzelne Bischofsernennung kümmern. Sehr wohl aber wird sich Franziskus um jene kümmern müssen, die seine Worte nicht ernst nehmen. Zum Beispiel das von der Stärkung der Ortskirchen.
Ein Glück, dass diese Stärkung in Salzburg dennoch gelungen ist. Der neue Erzbischof Franz Lackner ist ein absolut integrer Mann von wohltuendem franziskanischen Geist. Salzburgs Katholiken dürfen sich auf einen Erzbischof freuen, der "bei den Leuten" sein wird.