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Die an den Rändern werden endlich gefördert

"Christlich leben in der Welt von heute" ist ein schwieriges Thema. Wirklich?

Josef Bruckmoser

Segnen und Vergeben, Gnade, Liebe und Gemeinschaft - es sind große Worte, mit denen sich Seelsorgerinnen und Seelsorger aus ganz Österreich ab heute bei der Pastoraltagung in St. Virgil Salzburg auseinandersetzen. Es geht um das anspruchsvolle Thema "Christlich leben in der Welt von heute". Das scheint schwierig genug in einem Land, in dem die Kirche langsam aus der Traumwelt eines volkstümlichen Katholizismus herausgerissen wird.

Aber ist es wirklich so schwierig? Zeigt da in Rom nicht einer vor, wie selbstverständlich sich die Dinge ordnen? Etwa wenn man sie in einer Weihnachtsansprache vor den Kardinälen beim Namen nennt oder wenn man ein kleines mausgraues Auto fährt anstatt einer schwarzen Staatskarosse.

Eine junge Frau antwortete unlängst auf die Frage, was sie einen Bischof fragen würde: "Ich würde lieber den Papst fragen." Das klingt beinahe nach verkehrter katholischer Welt. In den vergangenen 50 Jahren hätte eine junge Frau das nicht gesagt. Man kann die aktuelle Antwort so deuten: Papst Franziskus und viele Menschen, die sich aus der Ferne für die Kirche interessieren, haben einen heißen Draht zueinander.

Das ist der große Bonus, mit dem die katholische Kirche in das Jahr 2015 geht. Endlich kommt aus Rom kein Gegen-, sondern Rückenwind. Das bereitet manchen im mittleren Management Kopfzerbrechen. Aber die Seelsorgerinnen und Seelsorger, die an den Rändern sind - und wo ist Seelsorge heute nicht an den Rändern? -, dürfen sich herzhaft freuen: Endlich wird ihre Arbeit von Rom gefördert, nicht behindert.