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Die deutschen Bischöfe müssen Farbe bekennen

Bisher haben sich die Oberhirten hinter "ihrem" Papst Benedikt XVI. versteckt. Das geht jetzt nicht mehr.

Josef Bruckmoser


Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist zu einem Symbol des Wegschauens geworden. Des Wegschauens der deutschen Bischöfe. Diese hatten sich unter Benedikt XVI. daran gewöhnt, dass sie sich hinter "ihrem" deutschen Papst verstecken konnten. Allzu gern haben sie Schwierigkeiten nach Rom delegiert, anstatt das Heft selbst in die Hand zu nehmen und ihre Eigenverantwortung wahrzunehmen. Das ist ihnen im Fall des Bischofs von Limburg umso leichter gefallen, als Benedikt XVI. seine schützende Hand über den Oberhirten gehalten hat.

Papst Franziskus hat eines bereits mehrfach ganz klar signalisiert: Er hat den Willen zu Reformen, aber er wird nichts ohne die Bischöfe machen. Das hat der Papst aus Lateinamerika als seine ureigenste Erfahrung nach Rom mitgebracht. Die Bischöfe in Mittel- und Südamerika sind es gewohnt, nichts ohne ihre Gläubigen zu machen. Auf die nächste Ebene übertragen heißt das, dass der Papst nichts ohne Bischöfe macht - sei es eine einzelne Diözese betreffend oder seien es Fragen der gesamten Weltkirche.

Das ist jetzt die Chance und zugleich die Krux für die Bischöfe, egal ob in Deutschland, Österreich oder wo sonst auf der Welt. Es ist für die Oberhirten der Diözesen und für die Bischofskonferenzen bisher ganz bequem gewesen, dass sie im Fall des Falles sagen konnten: Wir täten eh wollen, wenn Rom uns ließe . . .

Der neue Papst wird auch Gehorsam einfordern. Aber erst nach einer langen Kette eines gemeinsamen Entscheidungsprozesses, bei dem den Bischöfen aus aller Welt Tür und Tor im Vatikan offen stehen. Es liegt an ihnen, deutlich und mit offenem Visier zu sagen, wo der Schuh drückt und was sie wollen.

Es ist Zeit, Farbe zu bekennen.