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Die neue Macht des Papstes

Die Macht des Bischofs von Rom als "unfehlbarer" Hierarch ist im Schwinden. Aber an ihre Stelle ist die allgegenwärtige mediale Präsenz getreten.

Josef Bruckmoser

Ein Bischof macht noch keinen Sommer. Auch wenn er persönlich so integer und so weithin anerkannt ist wie der neue Feldkircher Bischof Benno Elbs.

Der Grund: Die römisch-katholische Kirche ist heute tatsächlich das, was sie seit 2000 Jahren - "Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker" - angestrebt hat: Sie ist ein globaler Player. Das heißt, dass ein noch so gut gewillter Bischof in Feldkirch keine Wunder wirken kann, wenn 4999 andere Bischöfe (so viele sind es in etwa weltweit) nicht wollen.

Vor allem: Wenn der Bischof von Rom nicht will. Denn das Bild der katholischen Kirche wird in der globalisierten Medienwelt in hohem Ausmaß davon bestimmt, welches Bild der Mann in Rom abgibt. Franziskus anstelle von Benedikt XVI., das war eine Ansage, die die Welt aufhorchen ließ. So kurios es klingt: In demselben Maße, wie die hierarchische Autorität der Päpste abnimmt, wächst ihr Einfluss als medial vermitteltes Bild der Kirche. Der Papst ist nicht mehr der auf dem Thron, aber er ist der, auf den die Kameras aller Welt gerichtet sind.

Neben diesem übermächtigen Bild des Papstes, neben diesem "Makroklima" der Weltkirche, verblasst jeder Bischof. Wie gut es mit der katholischen Kirche in Vorarlberg weitergeht, hängt mehr vom Papst ab als von Elbs.

Trotzdem darf man sich mit den Vorarlbergern freuen. Denn trotz Papst ist es überhaupt nicht egal, wer an der Spitze einer Diözese steht. Nach wie vor ist es der Bischof, der das "Mikroklima" gestaltet. Er kann motivieren oder verhindern. Er kann denjenigen, die mit ihrer Kirche arbeiten wollen, den Rücken freihalten oder er kann ihnen Prügel vor die Füße werfen.

Der Bischof ist es, der den Seinen Mut und Zuversicht gibt, der mit ihnen mitgeht, Seite an Seite. Genau das kann der Papst nicht. Dafür ist er zu weit weg.