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Die Papst-Pension funktioniert

Josef Bruckmoser

Medienberichten zufolge sollen die konservativen Kräfte bei der jüngsten Bischofssynode in Rom versucht haben, den emeritierten Papst Benedikt XVI. zu einer Intervention zu ihren Gunsten zu bewegen. Frei nach dem Motto "Man wird's ja noch versuchen dürfen". Sie seien aber abgeblitzt.

Tatsächlich leistet der "Papa emeritus" einen großen Beitrag dazu, dass das erstmalige Experiment eines Papstes in Pension klaglos funktioniert. Keinen einzigen Augenblick seit der Wahl seines Nachfolgers Franziskus hatte man den Eindruck, dass es aus der "Austragswohnung" im Vatikan auch nur den geringsten Versuch der Einflussnahme gegeben hätte.

Im konkreten Fall hätte es ohnehin nichts genützt. Denn dass die beiden umstrittenen Punkte über die Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene und die Seelsorge für Homosexuelle keine qualifizierte Mehrheit gefunden haben, desavouiert das Ergebnis der Synode keineswegs. Es gilt, was der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Kardinal Reinhard Marx, gesagt hat: "Wenn ich überlege, wo sich unsere Diskussion vor eineinhalb Jahren befand, hätte ich nicht gedacht, dass wir auf Ebene der Weltkirche jetzt eine solche Debatte führen konnten."

Man darf vermuten, dass sogar Benedikt XVI. das so gesehen hat. Er ist ja als Papst zurückgetreten, weil er sich genau dieser Aufgabe, die er klar vor Augen hatte, nicht mehr gewachsen fühlte.