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Ein Kaufmann tritt für die Kirchensteuer ein

Schweizer Kaufleute sind nicht eben dafür bekannt, dass sie leichtfertig mit dem Geld umgehen.

Josef Bruckmoser

Er heißt Mario Fehr und ist langjähriger Präsident des Kaufmännischen Verbandes der Schweiz. Als solcher weiß er, "dass die gewerblich orientierten Klein- und Mittelbetriebe der Schweiz sehr hart kalkulieren müssen und dass sie grundsätzlich um jede abgabenseitige Erleichterung froh sind".

So weit, so klar. Doch die Überraschung folgt auf dem Fuß. Denn in seinem Gastkommentar in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 2. Mai tritt Mario Fehr konkret gegen eine Abgabenerleichterung ein, die von anderer Seite gefordert wird. Es handelt sich um die Volksinitiative "Weniger Steuern fürs Gewerbe (Kirchensteuerinitiative)". Diese wurde von den Jungfreisinnigen des Kantons Zürich eingebracht. Ihr Argument ist, dass juristische Personen (Anm.: Firmen) nicht religiös sein könnten. Daher müsse die Kirchensteuer im Kanton Zürich für Firmen abgeschafft werden, um das Gewerbe finanziell zu entlasten. Außerdem verzerre die Kirchensteuer den Wettbewerb. Denn anders als im Kanton Zürich müssten Unternehmen im Aargau, in Genf, in Schaffhausen und drei weiteren Kantonen keine Kirchensteuer entrichten.

Der Präsident des Kaufmännischen Verbandes führt zwei Argumente dagegen ins Treffen. Das erste ist ein kaufmännisches. Der Nutzen für die Betriebe wäre gering, denn für die rund zwei Drittel aller Unternehmen im Kanton Zürich, die überhaupt Kirchensteuer bezahlten, mache diese weniger als ein Zwanzigstel aus.

Sein zweites Argument ist gesellschaftspolitisch: Für den geringen Nutzen wäre der Preis zu hoch, meint Fehr. Denn der Flurschaden würde alle treffen. "Die sozialen Leistungen der Kirchen sind von sehr hoher Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt." Der Kaufmann nennt Beratungsangebote, die Jugendarbeit, die Betreuung Älterer u. a. Allein die reformierten Kirchen brächten dafür jährlich eine Million Stunden Freiwilligenarbeit auf.

Womit Fehr wieder bei seinem Leisten ist: "Fallen die Leistungen der Kirchen weg, müsste ein wesentlicher Teil aus anderen Steuermitteln finanziert werden. Günstiger würde das sicher nicht."