In den Buchhandlungen stapeln sich derzeit die Titel, die aus aktuellem Anlass über das Zweite Vatikanische Konzil erscheinen. Denn vor 50 Jahren, am 11. Oktober 1962, wurde diese Weltversammlung von 2500 katholischen Bischöfen in der Aula des Petersdoms in Rom eröffnet.
Zwei Bücher ragen schon wegen ihrer Idee aus der Menge heraus. Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück hat seinen Sammelband unter den Titel "Erinnerung an die Zukunft" gestellt. Der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, einer der letzten Zeitzeugen des Konzils, beschreibt die damaligen Diskussionen und Beschlüsse als "einen Sprung vorwärts".
Tatsächlich verbinden sich in dem 50-Jahr-Jubiläum der Kirchenversammlung in ganz eigenartiger Weise die Vergangenheit und die Zukunft der römisch-katholischen Kirche miteinander. Die Vergangenheit einer katholischen Aufbruchstimmung, und die Zukunft einer Kirche, die nicht mehr hierarchisch aufgebaut ist, sondern kollegial, die nicht mehr klerikal erscheint, sondern als Gemeinschaft aller Getauften und Gefirmten, die nicht mehr männlich dominiert ist, sondern in der Frauen und Männer auf Augenhöhe miteinander leben und glauben.
Von den Ideen, die die Konzilsaula vor 50 Jahren erfüllt haben, bis in die weitere Zukunft einer solchen Kirche, wie sie damals angedacht wurde, spannt sich nahtlos ein großer Bogen. Nur die Gegenwart will nicht in dieses Bild passen. Diese Gegenwart schaut so aus, als habe sich die römisch-katholische Kirche mit den Aufbrüchen der 1960er- und 1970er-Jahre übernommen, als sei sie von den Flügelkämpfen ausgepowert, als könnte sie sich nicht und nicht entscheiden, ob sie sich als "heiliger Rest" sektiererisch abkapseln oder ob sie die Welt da draußen kraftvoll mitgestalten möchte. Mit allen, die ein Stück des Weges mitgehen wollen.
Es ist notwendig, sich an die Zukunft zu erinnern. Sie beginnt vor 50 Jahren.