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Franziskus klopft wieder in Russland an

Höchster Vatikandiplomat trifft Präsident Wladimir Putin in Sotschi.

Josef Bruckmoser

Kein Geringerer als Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der zweithöchste Repräsentant des Heiligen Stuhls nach dem Papst, wird morgen, Mittwoch, in Sotschi mit dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin zusammentreffen. Offizielles Gesprächsthema ist die internationale Lage, "besonders die Suche nach friedlichen Lösungen für aktuelle Konflikte, hauptsächlich unter humanitären Aspekten".

Darüber hinaus gehe es auch um "bilaterale Fragen", also um die beiderseitigen Beziehungen zwischen Rom und Moskau. Zweifellos will der Vatikan wieder einmal vorfühlen, wie die Zeichen für einen Papstbesuch stünden.

Dafür ist nicht nur das Gespräch mit Wladimir Putin selbst maßgeblich, sondern auch das Treffen mit dem Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. Denn mehr noch als Putin steht die russisch-orthodoxe Kirche einem Papstbesuch entgegen. Sie betrachtet Russland als ihr ausschließliches Hoheitsgebiet.

Immerhin ist Parolins Besuch der erste eines vatikanischen Kardinalstaatssekretärs seit beinahe drei Jahrzehnten. Zuletzt war im Juni 1988 der damalige vatikanische Ostexperte, Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli, in Moskau - noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende der Sowjetunion.