Manche Bischöfe und Kardinäle tun es jetzt öffentlich. Viel mehr noch basteln im stillen Kämmerlein an Strategien und Allianzen. Denn spätestens im Oktober dieses Jahres wird es in Rom ernst. Wenn Papst Franziskus die Vertreter der Bischofskonferenzen aus allen Kontinenten zur ersten Bischofssynode in seiner Amtszeit einlädt, dann ist es der erste Lackmustest für den Reformwillen.
Bislang könnte man den Eindruck haben, dass es der römisch-katholischen Kirche so geht wie so mancher Fußballmannschaft bei der WM: es nützt der beste Mittelfeldstratege nichts, wenn er vorn niemanden zum Anspielen hat.
Dass mit Papst Franziskus ein solcher neuer Stratege auf das Spielfeld getreten ist, daran besteht kein Zweifel. Es ist aber auch nach mehr als einem Jahr noch nicht klar, ob die Bischöfe bereit sind mitzuspielen, die Steilpässe aufzugreifen und wenigstens den einen oder anderen davon auch tatsächlich zu verwandeln.
Früher haben sich viele Bischöfe darüber beklagt, dass es genau an diesen Steilvorlagen aus Rom fehle. Ja, dass der Ball geradezu mutwillig zurückgehalten werde. Doch seit sich das Bild mit dem Amtsantritt von Franziskus verändert hat, bekommt man den Eindruck nicht los, dass viele Bischöfe - auch in Österreich - sich geradezu ängstlich an dieses alte Bild klammern. Es war ja durchaus gemütlich, den Ball nicht auf den Beinen und damit keine Verantwortung zu haben. Jetzt haben die Bischöfe Verantwortung, und sie ist groß.
Für viele Reformideen, die bisher "wegen Rom" nicht zu verwirklichen waren, könnte sich jetzt aus genau demselben Grund ein Zeitfenster auftun. Notwendig ist dafür ein couragiertes Auftreten bei der Bischofssynode im Oktober. Papst Franziskus wird nur dann die nächsten Steilpässe vorlegen, wenn er zweifelsfrei feststellen kann, dass diese nicht ins Leere gehen, sondern mit großem Elan verwandelt werden.
Das geht in der regulären Spielzeit. Es ist nicht nötig, wie Portugal auf die 95. Minute zu warten.