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Vier Frauen, vier Religionen, ein Problem

Sie müssen den gleichen Kampf um die Geschlechtergerechtigkeit führen.

Josef Bruckmoser

Wohin das Auge schaut, das gleiche Bild: In vielen Religionen der Welt sind die Frauen Menschen zweiter Klasse. Und das sehr häufig gegen ein tendenziell anderes Verhalten ihrer Stifter. Ein Jesus von Nazareth oder ein Buddha sind in Hinsicht auf die Gleichstellung der Frauen ihrer jeweiligen Zeit voraus gewesen. Der Lebensentwurf der Jesus-Gruppe hat die antiken Möglichkeiten der Teilhabe von Frauen weitestgehend ausgeschöpft. Paulus sagt: Hier ist nicht Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier, nicht Mann noch Frau. Alle Hierarchien galten damit als aufgehoben. Frauen haben alle wichtigen Rollen in den Gemeinden wahrgenommen.

Doch dann wurde das Christentum römische Staatsreligion, und damit haben sich die Verhältnisse verkehrt. Einer männlich dominierten Öffentlichkeit waren religiöse Bewegungen suspekt, die Frauenbefreiung und Sklavenbefreiung predigten. Diesem gesellschaftlichen Druck hat sich das Christentum ergeben, je mehr es in die Öffentlichkeit getreten ist.

So weit, so schlecht. Man kann diesem Zusammenhang der Religionen mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld aber auch eine positive Seite abgewinnen. So wie es in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten nicht möglich war, das gesellschaftliche Blatt zu wenden, so können sich die Religionen umgekehrt nicht dauerhaft dem gesellschaftlichen Druck entziehen, der im 21. Jahrhundert vorherrscht. Der zielt klar darauf, dass die Menschenrechte und damit die Geschlechtergerechtigkeit unteilbar und unumkehrbar sind.

Was das für große Religionen bedeuten kann, werden vier Frauen aus dem Buddhismus, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam am kommenden Montag, 1. September, um 19.00 Uhr im SN-Saal diskutieren. Es verspricht eine spannende Debatte zu werden, wie Frauen aus vier unterschiedlichen religiösen Perspektiven dasselbe Ziel der Gleichberechtigung anpeilen und erreichen wollen. Die Aufklärung, die Internationale Erklärung der Menschenrechte und die Frauenbewegung stehen dabei ebenso Pate wie eine zeitgerechte Interpretation der ursprünglichen Texte.