SN.AT / Kolumne / Zorn und Zweifel

Die gefährliche Farce von Bayerns Innenminister . . .

Der Plan der Bayern, sich durch schärfere Grenzkontrollen von Österreich abzuschotten, erinnert an unselige Zeiten.

Viktor Hermann

Zunächst eine Feststellung: Der Innenminister der Bajuwaren ist nicht mit mir verwandt oder verschwägert - was man ja schon am zusätzlichen "r" im Namen des Joachim Herrmann sehen kann. Es gibt also keinen Grund, den Mann hier strenger oder milder zu behandeln als ihm aufgrund seiner Taten und Worte zukommt.

Die Ankündigung Herrmanns, er werde zwischen Bayern und Österreich in Zukunft noch mehr und schärfere Grenzkontrollen installieren, könnte einen zum Lachen bringen, wären die Umstände nicht so traurig und grotesk. Die Begründung, nur die Hauptverkehrsrouten gegen das Eindringen von Migranten und Terroristen zu blockieren, wäre eine "Farce", muss zur Frage führen, weshalb denn der Herr Innenminister bisher eine "Farce" an unserer gemeinsamen Grenze zugelassen hat. Denn wer auch immer von Salzburg nach München fahren und den Stau am Autobahngrenzübergang Walserberg vermeiden konnte, der nahm halt den kleinen Walserberg und einen kleinen Umweg in Kauf. Das erlaubte jedem Reisenden, der ein bisschen die Kunst der Routenplanung beherrscht, sei er nun auf Geschäftsreise, Familienbesuch oder doch ein Schlepper mit sechs Afghanen im Kastenwagen, locker und gemütlich von hier nach dort zu kommen - denn die strengen Kontrollore konzentrierten sich ja doch lieber darauf, die Urlaubsreisenden bei der Heimkehr noch einmal in einen saftigen Stau zu lotsen.

Ein zweiter Grund, weshalb Joachim Herrmanns zusätzliche Grenzkontrollen seltsam anmuten: In Österreich kommen derzeit immer weniger Flüchtlinge an, die Grenzübergänge im Südosten sind schon vorbereitet, der Brenner wird gerade aufgerüstet, um einer eventuellen künftigen Flüchtlingswelle standhalten zu können. Wenn also schon Österreich den Zuzug aus dem Süden und Osten stark bremst, wen, bitte, will der Herr Innenminister aus München denn noch fassen an der österreichisch-bayerischen Grenze?

Da liegt der Verdacht nahe, dass der Mann weniger die Syrer, Nordafrikaner und Afghanen ins Visier nimmt (die es ja derzeit gar nicht bis zu dieser Grenze schaffen), als die Wählerschaft im eigenen Herrschaftsbereich. Wenn er denen hinreichend klarmacht, dass seine CSU das wahre Bollwerk gegen Ausländer sei, so mag seine Kalkulation lauten, dann rennen die nicht den Wirren von der AfD nach. Selbst wenn das auf Kosten all jener braven Steuerzahler geht, die hier im Grenzgebiet leben, täglich zwischen Bayern und Österreich pendeln oder auch nur von hüben nach drüben (und umgekehrt) zum Einkaufen fahren. So eine Wirtschaftsblockade hatten wir schon einmal. Damals hieß sie Tausend-Mark-Sperre.