In bedrohlichen Zeiten des internationalen Terrors suchen Menschen nicht nur Sicherheit, sondern zunächst einmal Erklärungen. Da tummeln sich allerlei echte und vermeintliche Experten, die gern bereit sind, ihre Ansichten und Einsichten offenzulegen. Und die Medien wenden sich mit Begeisterung an sie, um zu erfahren, weshalb denn die Terroristen so brutal sind und es so schwer fällt, sie von ihrem Tun abzuhalten.
Unter den Experten tun sich die Friedensforscher ganz besonders hervor. Sie erklären uns seit Jahrzehnten, was sie für die Ursachen des Terrors, der Kriege und der sozialen Unruhen halten - und sie sind ganz besonders unglücklich darüber, dass ihre Einsichten ganz offensichtlich in den Regierungspalästen und in den Staatskanzleien nur wenig gehört werden.
Der Verdacht liegt nahe, dass so manche Ansicht der Friedensforschung sich zur Worthülse verhärtet hat, die verdächtig hohl klingt. Zum Beispiel der Vorwurf, dass ja die Armut in der sogenannten Dritten Welt die Menschen dort mehr oder weniger zwingt, mit Gewalt an unsere Türen zu klopfen und sich zu nehmen, was sie haben wollen. Nur selten versteigt sich ein Friedensforscher zur Einsicht, dass die industrialisierten Länder seit Jahrzehnten unerhörte Mengen an Geld in diese bedürftigen Teile der Welt gepumpt haben, dass aber dieses Geld dann seltsamerweise eher die Nummernkonten der Eliten dieser Länder füllt statt die Mägen der Bevölkerung.
Man klagt, dass die Entwicklungsländer jedes Jahr Hunderte Milliarden an Schulden zurückzuzahlen hätten, ohne zu fragen, was denn mit den Krediten geschaffen wurde, die da seit Jahrzehnten ausständig sind. Man hält es offenbar schon für ein Verbrechen, dass die reichen Länder den Entwicklungsländern Kredite gaben statt Geschenke.
Der Gipfel an hohlen Stehsätzen ist aber der, dass der jetzige Terror nichts anderes sei als die "lauteste Antwort" auf bedrückende Zustände von Armut und Elend. Da scheinen der Friedensforschung wichtige Fakten entgangen zu sein. Die Terrorbande, die sich "Islamischer Staat" nennt, besitzt ein Milliardenvermögen, ist weitaus reicher als die afghanischen Taliban und Al Kaida. Diese Bande hätte also alle Möglichkeiten, die Menschen in ihrem Machtbereich mit guter Infrastruktur und einem annehmbaren Leben zu verwöhnen.
Und dann kriegt so mancher Friedensforscher nicht einmal die Ereignisse in ihrer richtigen zeitlichen Abfolge auf die Reihe. Da wird der Terror von Paris zum Anlass für Gespräche über die Beilegung des Syrien-Konflikts hochstilisiert, die aber schon Wochen vor diesen Anschlägen begonnen haben.
Vielleicht würde es schon reichen, wenn so mancher Friedensforscher mehr nach Fakten forschen wollte, statt mit alten Worthülsen um sich zu werfen.