Es scheint die Zeit zu sein für seltsame Präsidenten und seltsame Leute, die Präsident werden wollen. Der Türke Recep Tayyip Erdoğan ist seinem Ziel, Sultan und Tyrann aller Türken zu werden, schon ziemlich nahe, seit er seinen maßvollen Ministerpräsidenten Davutoğlu ausgebootet hat. Der amerikanische Immobilienmilliardär Donald Trump schaffte es, durch Penetranz, Xenophobie, pauschale Verleumdung aller Nichtweißen und einen Weltrekord an leeren Versprechen immerhin, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden. Man sollte die Gefahr, dass er ins Weiße Haus einzieht, nicht unterschätzen, sosehr man auf die Vernunft und den Weitblick der Wähler in den USA hoffen möchte.
Und bei uns hat sich im ersten Wahlgang des Rennens um einen sonnigen Platz in der Hofburg zu Wien ein Mann an die Spitze gesetzt, der einem viele, viele Fragen aufgibt - und keine wirklich beantwortet.
Norbert Hofer glänzt durch verbindliche Freundlichkeit. Er lockt so manchen mit einem jugendlichen Gesicht, hinter dem sich ein ziemlich rätselhafter Geist versteckt. So fiel er im Nationalrat dadurch auf, dass er zwei Mal Anfragen nach den sogenannten Chemtrails stellte. Nun wissen wir ja, dass das Instrument der parlamentarischen Anfrage oft weidlich missbraucht wird. Einerseits, weil sich Abgeordnete, die eigentlich nicht viel zu bieten haben, in Szene setzen wollen. Andererseits, weil dort Parlamentarier den Ministern der eigenen Partei jenes Hölzel zuwerfen, aus dem dann wohlgedrechselte Antworten geschnitzt werden. Die Frage nach den Chemtrails entlarvt aber den Fragesteller als Anhänger einer Verschwörungstheorie, wonach die USA (wer sonst?) durch das Versprühen von Chemikalien den Rest der Welt vernichten oder zumindest an der Vermehrung hindern wollten. Hofer diente den Verschwörungstheoretikern zwei Mal und hat damit nicht nur sich der Lächerlichkeit preisgegeben.
Weit schwerer wiegt die Tatsache, dass Hofer 2013, also im zarten Alter von 42 Jahren, Ehrenmitglied einer Burschenschaft wurde, die vor allem eines ist: deutschnational. Die Marko-Germania lehnt die Fiktion einer österreichischen Nation ab und betrachtet Deutschland als das "Vaterland". Nun hat es ja Fälle gegeben, da junge Studenten sich einer Burschenschaft anschlossen und erst später erkannten, in welch braunen Sumpf sie sich verirrt hatten. Norbert Hofer hingegen hat sich der Marko-Germania als Erwachsener angeschlossen und muss wohl gewusst haben, wes Geistes Kind diese Burschenschaft ist.
Warum aber will Norbert Hofer Präsident eines Landes werden, dessen Existenzgrundlage, die österreichische Nation, er ablehnt?